Wie siehst du die Rolle der Lehrkraft in einem partizipativ gestalteten Unterricht?
Nora von Alemann: Aus meiner Sicht sind wir Lehrkräfte auch immer verantwortlich dafür, Partizipation zu ermöglichen und Schüler*innen zu empowern Teilhabe wahrzunehmen. Schule ist bei uns einfach doch noch sehr linear organisiert und für viele Kinder und Jugendliche ist es nicht selbstverständlich, dass sie eine Stimme haben, die für die Gestaltung des Unterrichts und Schullebens gehört werden muss. Das bedeutet nicht nur, dass wir uns für Beteiligung Zeit nehmen müssen, sondern auch, dass Lehrkräfte sich in einer akzeptierenden Haltung üben, die Lernende und ihre Anliegen ernst nimmt.
Welche Herausforderungen und Chancen siehst du in der Umsetzung von Schüler*innenpartizipation in der Praxis?
Nora von Alemann: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, dass wir Lehrkräfte uns selbst kritisch hinterfragen müssen, ob wir wirklich bereit sind Teile unserer Entscheidungshoheit abzugeben. Das erfordert Vertrauen in eine gute Beziehung zu unseren Schüler*innen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir genau damit aber auch belohnt werden. Außerdem sehe ich es als Teil meines Erziehungsauftrags Lernenden Selbstwirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist das total wertvoll, denn es trägt zur Identitätsentwicklung bei, fördert soziales Lernen und motiviert für den Unterricht – was will ich mehr?
Was möchtest du den Teilnehmenden der Fortbildung als zentrale Botschaft oder Inspiration mit auf den Weg geben?
Nora von Alemann: Die aktuelle Debatte zeigt, dass es um das Leben von demokratischen Werten und einer partizipativen Kultur geht. Wenn wir die nicht in Schule ermöglichen, wo dann? Ich glaube an mehr Beteiligungsformaten in Schule führt einfach kein Weg vorbei. Die gute Nachricht: Es macht total Spaß sich auf den Weg zu machen, weil von den Lernenden so viel Wertschätzung und Begeisterung dafür zurückkommt!