
Verena Knoblauch, Grundschullehrerin und Medienpädagogin in Nürnberg, nutzt seit mehr als drei Jahren Tablets in ihrer Grundschulklasse. Seitdem denkt sie ihren Unterricht neu. Sie zeigt auf, wie der Einsatz von Tablets Kreativität, Kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration fördern kann.
„Meine Schüler und Schülerinnen müssen durch das Wischen über die Tablets nicht verblöden: Sie lernen natürlich trotzdem lesen und schreiben. Aber eben auch den Umgang mit Tablets,“ sagt Verena Knoblauch gleich zu Beginn ihres Workshops im Rahmen des Digital Summit 2019 in Hamburg. Die Grundschullehrerin aus Nürnberg gestaltet den Unterricht in ihrer 3.Klasse unter anderem mit Tablets. Das macht sie mittlerweile seit mehr als drei Jahren.
Knoblauch probiert im Unterricht gerne viel aus. Das kann auch mal anders laufen als geplant , sagt die Lehrerin, aber wenn man es nicht probiert, dann findet man auch nicht heraus, was funktioniert. Bei der Arbeit mit den Tablets in der Grundschule habe sie vor allem gelernt, dass man die Schüler*innen nicht unterschätzen sollte. Manche Übungen für höhere Klassen habe sie einfach ausprobiert und war von den kreativen Lösungen der Schüler*innen begeistert.
Direkt auf dem Tablet können vor dem Greenscreen entstandenen Bilder direkt bearbeitet werden. So sehen sie SchülerInnen schnell Ergebnisse.
Den Unterricht neu denken
Die Schüler*innen seien von Anfang an begeistert gewesen, „die fanden das natürlich super cool“. Und auch die meisten Eltern hätten sofort positiv reagiert, spätestens nachdem sie merkten, dass ihr Kinder die Tablets nicht nur zum „wischen und spielen“ nutzten, so Knoblauch.
Fächerübergreifende Projekte mit Tablets
Aber warum eigentlich Tablets? Sie sind für den Unterricht besser geeignet als Laptop und Smartphone. Sie sind groß genug um daran gut arbeiten zu können und klein genug, um flexibel zu bleiben. Damit man mit ihnen auch nach draußen gehen kann, z.B. um Fotos zu machen oder zu filmen.
Knoblauchs Meinung nach funktioniert der Unterricht mit Tablets am besten fächerübergreifend. „Unser Hirn denkt ja auch nicht in Fächern“, sagt Knoblauch. Mit den Tablets mache sie deswegen gerne Übungen, in denen die Schüler*innen das Wissen aus vielen Fächern einsetzen und anreichern können. So haben ihre Schüler*innen ein Gedicht in Form eines kurzen Legetrickfilms visualisiert – dafür sind die Zeichungen im Kunstunterricht entstanden und mit der Musiklehrerin haben die Schüler*innen gemeinsam die Filmmusik gemacht.
Das frustriert die SchülerInnen
Besonders gut funktioniert laut der Knoblauch das freie Arbeiten in Gruppen am Tablet. Ganz ohne Lern-Apps, sondern mit Apps in denen die Schüler kreativ zu einem Thema arbeiten können. Gar nicht funktioniert: wenn die Technik nicht funktioniert. Das frustriert Knoblauch und ihre Schüler*innen.
Erfahrungen, Tipps und Material tauscht Knoblauch auf Twitter gerne mit Kolleg*innen aus, die auch mit Tablets arbeiten.
5 konkrete Tipps für den Unterricht
1. Recherche
Mit der Kindersuchmaschine fragFinn.de können die SchülerInnen auf ihrem Tablet recherchieren.
Das Besondere:
- Es werden nur nur geprüfte Links angezeigt.
- Kindgerecht geschrieben Texte erscheinen oben in der Trefferliste.
- Suchen kann man nur mit Schlagworten, nicht mit Sätzen.
- Die Suchwörter müssen richtig geschrieben sein.
Auch duckduckgo ist ein gutes Recherchetool für Schüler*innen.
Verena Knoblauch setzt in ihrem Unterricht aber auch Erwachsenen-Suchmaschinen ein. Dort müssen die Kinder lernen, aus den angezeigten Treffern die richtige Auswahl zu treffen.
2. QR-Codes
Mit diesen schwarz-weißen Codes lassen sich ganz einfach Links auf Arbeitsblättern einbinden. Hinter ihnen kann sich eine Übung oder die Lösung verstecken.
Gute Generatoren sind zum Beispiel: qrcode-monkey.com oder qrcode-generator.de/.
3. Book-Creator
In dieser App können die Schüler* innen interaktive Bücher gestalten. Diese können aus selbstgeschriebenen Texten, Fotos, Videos und Audioclips bestehen.
So können die Schüler*innen zum Beispiel ein interaktives Lexikon erstellen, in dem sie die Übersetzung des Wortes selber aufnehmen und als Audio-Clip einfügen. Diese Übung bietet sich für den Englisch- oder Deutschunterricht an, ist aber auch auf andere Unterrichtsfächer anwendbar. Zum Beispiel als Zahlensteckbrief für den Matheunterricht. Dabei wird für jede Zahl eine Seite gestaltet und mit Bildern und Beispielen angereichert.
Knoblauchs Schüler*innen haben auch eine multimediale Dokumentation erstellt. Über einige Wochen verfolgten sie die neue Fassadengestaltung ihrer Grundschule, machten Fotos und interviewten die Maler*innen.
Das Englischwörterbuch der Kinder füllt sich. Und auch die schüchternen Kinder sprechen, weil jeder seine Wörter aufnimmt.#Bayernedu#Grundschule#PrimarEdu@BookCreatorApppic.twitter.com/UQuOkb11GI
— Verena (@VerenaKnoblauch) 21. Februar 2019
4. Stop Motion
Mit ihrer Klasse hat Knoblauch eine Fabel in einen Stop-Motion Film verwandelt. Dazu haben ihre Schüler gebastelt, gelegt und eingesprochen – und mit der Musiklehrerin sogar die Filmmusik selber gemacht.
Das Prinzip: Man macht viele Fotos, in denen sich die Szenen immer nur ein wenig verändern. Führt man in einer Stop Motion App alle Bilder zusammen und zeigt sie schnell hintereinander, dann wird aus den kleinen Veränderungen ein Bewegungsablauf.
App: Stop Motion Studio
5. Green Screen
Auch hier können die Schüler*innen kreativ werden. Erstellen sie einen Bericht oder Vortrag aus einem anderen Land, können sie sich vor die Hauptsehenswürdigkeit oder eine Landschaftsaufnahme stellen. Für diese Übung lernen sie auch wichtige Grundlagen der Recherche kennen, üben das Präsentieren und müssen sich mit Bildrechten auseinandersetzen. Außerdem können die Schüler*innen aus der Arbeit mit dem Green Screen viel über die Entstehung von Fake News und Fotomontagen erfahren und lernen das kritische Hinterfragen von Nachrichten und deren Quellen.
Für eine solche Übung braucht man nicht viel Equipment, es reicht ein großes grünes Tuch, dass man an eine Wand hängen kann. (Noch besser sind natürlich eine professionelle Halterung und Beleuchtung)
- Grüner Hintergrund
- Fotos machen
- Hintergründe suchen (Tipp: In der App Pixabay bekommt man Bilder, die für den Unterricht genutzt werden dürfen.)
Apps: GreenScreen by Do Ink, GreenScreen Pro, Kinemaster, Chromavid, Pixabay
Wenn du hierüber mehr lernen möchtest, findest du hier unsere passende Fobi.
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