Die AfD und die Jugend – Brauchen wir ein TikTok-Verbot in Deutschland?
17% der jungen Menschen wählen die AfD – müssen wir in Deutschland über ein TikTok-Verbot diskutieren?
17% der jungen Menschen wählen die AfD – müssen wir in Deutschland über ein TikTok-Verbot diskutieren?
Wenig überraschend, aber doch erschreckend: Die AfD geht als zweitstärkste Kraft aus der Europawahl hervor. Der nächste Schock beim Wahlabend kam beim Blick auf die Wahlergebnisse der Altersgruppe 16-24, die dieses Jahr zum ersten Mal an die Wahlurne durften. Ganze 17% dieser jungen Wähler*innen stimmten für die AfD, was einem Plus von 12% im Vergleich zur Wahl von 2019 entspricht. Diese Entwicklung wirft nun Fragen zur politischen Bildung und Medienkompetenz in unseren Schulen auf, aber lässt auf die Frage nach einem möglichen Verbot der umstrittenen Plattform TikTok wieder hochkochen.
Erstmals konnten bei dieser #Europawahl auch die 16-Jährigen wählen – und die Altersgruppe der 16-24-Jährigen entschied sich in erster Linie für die kleinen Parteien wie Volt, Tierschutzpartei oder Die Partei. Aber auch die AfD ist in dieser Altersgruppe stark. pic.twitter.com/EiSxcQKqGR
— tagesschau (@tagesschau) June 9, 2024
Die AfD wurde lange Zeit als Protestpartei betrachtet – eine Möglichkeit für Unzufriedene, ihrem Frust Ausdruck zu verleihen. Doch mit dem deutlichen Anstieg der Stimmen bei den jungen Wähler*innen stellt sich die Frage, ob die AfD mehr als nur eine Protestpartei geworden ist oder ob das Kreuzchen auf dem Wahlzettel nicht mittlerweile aus Überzeugung gesetzt wird. Fakt ist, die AfD ist auf TikTok äußerst erfolgreich. Mit kurzen, reißerischen Videos nutzen sie das soziale Netzwerk meisterhaft. Die Rolle der sozialen Netzwerke, insbesondere TikTok, bei den Ergebnissen der Europawahl 2024 lässt sich nicht leugnen.
TikTok wurde lange Zeit als Plattform für Tanzvideos und lustige Lipsyncs belächelt. Doch klar ist: TikTok ist hochpolitisch und die demokratischen Parteien haben der AfD gewissermaßen das Feld überlassen. In den sozialen Netzwerken wird seit gestern diskutiert, ob ein Verbot von TikTok nicht sogar erforderlich sei. Verena Pausder hat unmittelbar nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse Argumente genannt, um das Für und Wider eines TikTok-Verbotes zu erläutern.
Neben Datenschutzbedenken, wie der Sammlung von Daten und der Verwendung dieser in China, sind vor allem Jugendschutz und Desinformation bedeutsame Argumente gegen die Plattform. Inhalte werden ungefiltert und ohne Moderation ausgespielt, und die Plattform hat nachweislich eine Suchtwirkung – bis zu 80 Minuten am Tag verbringen Jugendliche auf TikTok. Auch die Algorithmen von TikTok stehen regelmäßig in der Kritik, da Nutzer*innen in bestimmten Bubbles landen und dort auch nur schwer wieder herauskommen.
Ein Verbot einer solchen Plattform ist jedoch nicht einfach und birgt auch Argumente dagegen: die Freiheit der Meinungsäußerung, wirtschaftliche Auswirkungen sowie die Erhaltung von Arbeitsplätzen und Informationszugang. Zudem würden problematische Inhalte der AfD nicht auf einmal verschwinden, sondern sich auf anderen Plattformen abspielen. Eine bessere Regulierung und entsprechende Datenschutzgesetze könnten daher womöglich effektiver sein als ein komplettes Verbot der Plattform.
Dass sich die Lebenswelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr und mehr in den digitalen Raum verlagert, dürfte niemanden überraschen. Doch viele Erwachsene und Lehrkräfte haben nur bedingt Einblicke in die Inhalte, durch die teils mehrere Stunden am Tag geswiped wird. Schulleiterin Silke Müller hat in ihrem Buch „Wir verlieren unsere Kinder!“ anschaulich dargestellt, dass selbst Grundschüler*innen Inhalten wie Gewalt, Pornographie und Rassismus ausgesetzt sind. Neben Videos aus dem Ukraine-Krieg sind auch rechtsradikale Inhalte auf der Tagesordnung, die neben TikTok auch in Klassenchats wie WhatsApp die Runde machen.
Auch die sogenannten Challenges bei TikTok sind mittlerweile eine ernstzunehmende Gefahr. Was einst mit nassem Toilettenpapier auf Schultoiletten begann, findet sich heute tragisch in Obduktionsberichten von Jugendlichen wieder. Erst kürzlich verstarb eine 13-Jährige aus Kassel bei der BlackOut Challenge.
Um Einblicke zu erhalten, was Kinder und Jugendliche täglich in den sozialen Netzwerken sehen, sollten sich Erwachsene idealerweise selbst mit den Plattformen beschäftigen – Inhalte auf TikTok lassen sich beispielsweise auch ohne eigenen Account anzeigen. So bekommt man einen Überblick, welche Themen die eigenen Schülerinnen angezeigt bekommen. Darüber hinaus können auch Weiterbildungen zu Themen rund um Demokratiebildung helfen, Inspirationen für die Behandlung im Unterricht zu finden.
Das Ergebnis ist schockierend, doch es nützt nichts, wenn wir jetzt aufhören für die Demokratie zu kämpfen. Die Ergebnisse der Europawahl 2024 unter den 16-24-Jährigen sind ein Weckruf für die Bildungspolitik in Deutschland. Es ist an der Zeit, die politische Bildung und Medienkompetenz in unseren Schulen noch mehr zu stärken, um sicherzustellen, dass die nächste Generation fundierte und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen kann. So bringt auch ein Verbot von Plattformen wie TikTok nichts, wenn wir es nicht schaffen, Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürger*innen zu erziehen. Statt einem TikTok-Verboten benötigen wir Platz und Raum für Diskussionen und Debatten, einen starken Fokus auf Medienkompetenz und politische Bildung.
Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen spielen dabei eine Schlüsselrolle in diesem Prozess und müssen mit den notwendigen Ressourcen und Unterstützung ausgestattet werden, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass die Stimmen der Vernunft und des Miteinanders weiterhin die Mehrheit bilden.
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