Umgang in Klassenchats & WhatsApp-Gruppen
Erfahre im Interview mit Medienpädagogin Kim Beck, wie du Klassenchats zum Vorteil deiner Schüler*innen gestalten kannst und den häufigsten Problemen vorbeugst.
Erfahre im Interview mit Medienpädagogin Kim Beck, wie du Klassenchats zum Vorteil deiner Schüler*innen gestalten kannst und den häufigsten Problemen vorbeugst.
Kim Beck: In fast allen unbegleiteten Klassenchatgruppen kommt es zu Überforderung einzelner oder aller. Neben Spam werden beispielsweise Kettenbriefe oder Fake-Gewinnspiele verschickt. Daraus entstehen dann häufig Konflikte, die in den Gruppen nicht sinnvoll gelöst werden können. Es kommt dann zu Streit, Beleidigungen, Ausgrenzungen oder sogar Cybermobbing. Ein weiteres großes Problem ist das Versenden problematischer Inhalte – von peinlichen Bildern anderer bis hin zu verfassungswidrigen Symbolen oder pornografischen Inhalten, hier kann leider viel passieren.
„Neben Spam werden beispielsweise Kettenbriefe oder Fake-Gewinnspiele verschickt.“
Kim Beck: Online in Form von Chats zu kommunizieren, ist komplex und erfordert verschiedene Kompetenzen. Spricht man über Klassenchatgruppen, kann man Kinder beim Erlernen dieser Kompetenzen unterstützen. Passende Chat-Regeln, die auch ganz allgemein für die Online-Kommunikation gelten können, geben Sicherheit im eigenen Verhalten und bieten letztendlich auch Schutz für die Kinder. Sie lernen, welche Regeln und Umgangsformen es braucht, damit sich alle in einem Online-Raum wohlfühlen können.
Werden Klassengruppenchats nicht thematisiert und bleiben unbegleitet, kann dies durch entstehende Probleme (z.B. Überforderung, Ausgrenzung) das Klassenklima und damit auch das Lernklima negativ beeinflussen. Denn wer sich im Chat von seinen Mitschüler*innen genervt oder geärgert fühlt, möchte auch im Unterricht nicht gerne zusammenarbeiten oder geht vielleicht gar nicht mehr gerne zur Schule.
Kim Beck: Werden sinnvolle Klassenchatregeln in der Schule aufgestellt, ist das ein großer Gewinn für Eltern. Denn vom Erlernten profitieren ihre Kinder nicht nur im Gruppenchat, sondern auch allgemein in der Online-Kommunikation. Trotzdem ist es wichtig, als Eltern informiert über mögliche Probleme zu bleiben. Das funktioniert aber nicht über das heimliche Kontrollieren des Smartphones! Viel eher geht es darum, interessiert und im Gespräch zu bleiben über das, was online und im Chat so passiert. Wendet sich ein Kind mit Sorgen oder Bedenken an Eltern, ist dies ein Vertrauensbeweis und positiv zu bewerten. Darüber hinaus haben Eltern natürlich eine wichtige Vorbildfunktion: Wie chatten Sie mit Ihrem Kind? Leben Sie beispielsweise den Umgang mit dem Recht am eigenen Bild auch Zuhause vor?
Kim Beck: Idealerweise ist das mit passenden Regeln für den Klassenchat gar nicht nötig. Daher empfiehlt es sich, solche Regeln schon möglichst früh (Schuljahresbeginn) aufzustellen. So erspart man sich auch viel Zeit und Arbeit, die anfällt, wenn schon größere Probleme bestehen und erstmal eingefangen werden müssen. Doch auch mit bestehenden Regeln gilt es, im Gespräch zu bleiben. Immer wieder in der Klasse nachzuhaken: Wie läuft es gerade mit dem Klassenchat? Gibt es Gesprächsbedarf oder sind alle Regeln noch gut und passend? Der Fokus liegt darin, die Klasse dabei zu unterstützen, den Gruppenchat als sinnvolles Tool nutzen zu lernen und nicht darauf, Fehler zu finden.
Kim Beck: In der Fortbildung werden alle praktischen Regeln vorgestellt. Dazu zählen Regeln zur allgemeinen Kommunikation, wie zum Beispiel, dass nur wichtige Dinge, die alle aus der Klasse betreffen, in den Chat geschrieben werden sollten. Es ist wichtig, niemanden zu beleidigen und Streitigkeiten sowie wichtige Themen persönlich und nicht im Chat zu klären. Zusätzlich gibt es Regeln zur Vermeidung problematischer Inhalte. So sollte zum Beispiel darauf geachtet werden, keine Kettenbriefe, Sticker oder Gewinnspiele zu versenden. Bilder von anderen dürfen nur geteilt werden, wenn zuvor deren Einverständnis eingeholt wurde.
Handlungsstrategien können ebenfalls von Bedeutung sein. Ein Beispiel dafür ist, dass man Hilfe holt, wenn man bemerkt, dass jemand in der Gruppe fertig gemacht wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wer im Klassenchat sein darf. Hier könnte man festlegen, dass alle aus der Klasse, die das möchten, teilnehmen können. Zudem sollte geklärt werden, wer sich um die Einhaltung der Regeln kümmert und welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung drohen. Beispielsweise könnten bestimmte Personen, wie XY und YZ, als Admins der Gruppe fungieren. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird zunächst zwei Mal ermahnt und anschließend für eine festgelegte Zeit aus der Gruppe entfernt.