Digitale Tools in der Begabungsförderung
Digitale Tools bieten Lehrkräften ganz neue Möglichkeiten, so auch in der Begabungsförderung. Im Interview erklärt Stefan Lesch, der unter anderem das ECHA-Diplom als Aufbaustudium zur Begabungsförderung absolvierte, was heutzutage unter dem Begriff Begabungsförderung verstanden wird. Außerdem teilt er tolle Tipps zur Begabungsförderung mit digitalen Tools und erzählt von eigenen Erfahrungen aus seinem Unterricht.
„In meinen Augen liegt der größte Vorteil von digitalen Medien in der individuellen Unterstützung.“
Stefan, in deiner neuen Online-Förderung geht es um Begabungsförderung mit digitalen Medien? Was versteht man generell unter der Begabungsförderung?
Stefan Lesch: Allgemein würde ich Begabungsförderung als das Entdecken und Ummünzen von Begabungspotentialen in Leistung beschreiben.
Neue Medien können bei diesem Prozess:
- Unterstützen, z. B. durch Individualisierungsmöglichkeiten
- Motivieren, z. B. durch spielerische Elemente oder kooperative Arbeitsformen und alternative Wege, z. B. durch den Einsatz von Erklärvideos.
Inwiefern unterscheidet sich die Begabungsförderung mit digitalen Medien von der “normalen” Begabungsförderung? Welche Vorteile bietet die Begabungsförderung mit digitalen Medien?
In meinen Augen liegt der größte Vorteil von digitalen Medien in der individuellen Unterstützung. Jede*r kann z. B. ein Video im eigenen Tempo ansehen, ggf. wiederholen oder komplett überspringen. Das gelingt im regulären Unterrichtssetting nur bedingt. Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit des asynchronen Arbeitens. Schüler*innen können zum Zeitpunkt ihrer optimalen Leistungsfähigkeit Aufgaben angehen und die Lehrkraft kann sie zentral für alle bereitstellen.
Stefan Lesch hält seit 2016 Workshops und Vorträge im Bereich der neuen Medien. Er unterrichtet die Fächer Erdkunde, Chemie und Physik am Gymnasium Martinum in Emsdetten und ist als Medienberater für das Kompetenzteam in Steinfurt aktiv. Von 2016 – 2018 absolvierte er das ECHA-Diplom als Aufbaustudium zur Begabungsförderung.
Wie lässt sich die digitale Begabungsförderung in den Unterricht integrieren? Kannst du Beispiele aus deinem eigenen Unterricht nennen?
Mit Hilfe von digitalen Tools ist das angestrebte Lernprodukt deutlich variabler. Ein klassisches, übertriebenes Beispiele ist der naturwissenschaftlich begabte Schüler mit starker Rechtschreibschwäche: Während der Schüler sein Potential in einem Aufsatz kaum entfalten kann, so hingegen zeigt er großes Interesse und Potential in den Naturwissenschaften und erzielt sehr gute Leistungen. Dieses Potential kann nun mithilfe von digitalen Tools, wie z.B. einer digitalen Lerntheke, optimal gefördert werden.
„Kurz um: Es geht um Selbstlernkurse, Junior-Universitäten und Citizen Science.“
Wie können Lehrkräfte identifizieren, an wen sich die Begabungsförderung richten soll? Richtet sich die Begabungsförderung immer nur an spezielle Schüler*innen oder ganze Gruppen?
Das Schöne ist, dass sich digitale Angebote meistens leicht duplizieren lassen und somit alle teilnehmen können, ohne dass ein großer Mehraufwand für die Lehrkraft entsteht. Aus diesem Grund muss in der Regel im Vorfeld keine aufwendige Diagnostik erfolgen, sondern es kann allen Schüler*innen ein Förderangebot gemacht werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch mittels digitaler Angebote möglich, überhaupt Begabungspotentiale bei Schüler*innen zu entdecken, die außerhalb des regulären, schulischen Fächerkanons liegen.
Am Ende deiner Fortbildung stellst du auch außerschulische Möglichkeiten zur Begabungsförderung vor. Was können sich Lehrkräfte hierunter vorstellen?
Wie soeben beschrieben, gibt es Begabungsbereiche, die außerhalb der schulischen Inhaltsfelder liegen. Außerschulische Förderangebote können diese Felder bedienen und schaffen den Begabten häufig Zugang zu einer Community mit gleichen Begabungen und Interessen. Möglich ist es auch, dass Schüler*innen mit ihren Familien und Freund*innen zusammen an Projekten teilnehmen und so Begabtenförderung stattfindet, ohne dass die Lehrkraft sich intensiv einarbeiten muss. Kurz um: Es geht um Selbstlernkruse, Junior-Universitäten und Citizen Science.
Online-Fortbildung:
Begabungsförderung mit digitalen Tools
In dieser Online-Fortbildung lernst du, wie du mithilfe von verschiedenen digitalen Tools deine Schüler*innen in verschiedenen Settings optimal förderst.