Partizipation ist der Grundstein für ein lebendiges und zukunftsfähiges Schulleben und ein wichtiges Element der Demokratiebildung. Erfahre im Interview mit Nora von Alemann mehr darüber, warum ihr reflektierende Aspekte im Unterricht wichtig sind.
13. Juni 2024
Was bedeutet Schüler*innenpartizipation für dich persönlich und warum ist es wichtig, dieses Thema in den Schulen stärker zu verankern?
Nora von Alemann: Für mich bedeutet es, dass ich meinen Schüler*innen auf Augenhöhe begegne und wir Themen besprechen, die wirklich relevant sind. Ich mag es in der Schule über echte Fragen zu beraten und mir ist es wichtig, dass alle Gehör finden. Das können partizipative Methoden ermöglichen. Gleichzeitig ist das, was wir im Kleinen im Unterricht tun können, dann auch relevant für die Schule als Ganzes: Partizipation in Schule zu ermöglichen ist Demokratielernen und gesellschaftliche Teilhabe. Wir können nicht immer nur darüber sprechen, Schüler*innen zu mündigen Bürger*innen erziehen zu wollen. Wir müssen das in Schule auch konkret leben und üben. Nur so stärken und erhalten wir unsere Demokratie.
„Ich persönlich liebe die Positionslinie. Sie zeigt räumlich auf, was in den Köpfen gerade alles Unterschiedliches los ist.“
In der Fortbildung werden verschiedene partizipative Methoden vorgestellt. Könntest du eine Methode besonders hervorheben und erklären, warum sie effektiv ist?
Nora von Alemann: Ich persönlich liebe die Positionslinie. Sie zeigt räumlich auf, was in den Köpfen gerade alles Unterschiedliches los ist. Sie ist zum einen so effektiv, weil sie einen hohen Aufforderungscharakter hat. Jeder Einzelne muss sich hier genau überlegen, wo er steht und die eigene Meinung auch begründen können. Zum anderen ermöglicht sie auch gegenseitiges Verstehen und Diskurs zwischen konträren Positionen. Allerdings bin ich auch großer Fan davon, die verschiedenen Methoden sinnvoll zu kombinieren, so entstehen dann komplexere Beteiligungsprojekte. Wie das gehen kann, erkläre ich in der Fortbildung.
Nora von Alemann ist Klassenlehrerin an einer Hamburger Schulpreisträger- und Reformschule. Sie arbeitet außerdem als Coach und Trainerin und bildet Referendar:innen am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg aus.
Neben der Vermittlung von zahlreichen Praxistipps und -tricks zielen ihre Fortbildungen besonders darauf, den täglichen Herausforderungen als Lehrerin entspannt und positiv sowie mit mehr Rollenklarheit begegnen zu können.
Wie siehst du die Rolle der Lehrkraft in einem partizipativ gestalteten Unterricht?
Nora von Alemann: Aus meiner Sicht sind wir Lehrkräfte auch immer verantwortlich dafür, Partizipation zu ermöglichen und Schüler*innen zu empowern Teilhabe wahrzunehmen. Schule ist bei uns einfach doch noch sehr linear organisiert und für viele Kinder und Jugendliche ist es nicht selbstverständlich, dass sie eine Stimme haben, die für die Gestaltung des Unterrichts und Schullebens gehört werden muss. Das bedeutet nicht nur, dass wir uns für Beteiligung Zeit nehmen müssen, sondern auch, dass Lehrkräfte sich in einer akzeptierenden Haltung üben, die Lernende und ihre Anliegen ernst nimmt.
Welche Herausforderungen und Chancen siehst du in der Umsetzung von Schüler*innenpartizipation in der Praxis?
Nora von Alemann:Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich, dass wir Lehrkräfte uns selbst kritisch hinterfragen müssen, ob wir wirklich bereit sind Teile unserer Entscheidungshoheit abzugeben. Das erfordert Vertrauen in eine gute Beziehung zu unseren Schüler*innen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir genau damit aber auch belohnt werden. Außerdem sehe ich es als Teil meines Erziehungsauftrags Lernenden Selbstwirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist das total wertvoll, denn es trägt zur Identitätsentwicklung bei, fördert soziales Lernen und motiviert für den Unterricht – was will ich mehr?
Was möchtest du den Teilnehmenden der Fortbildung als zentrale Botschaft oder Inspiration mit auf den Weg geben?
Nora von Alemann:Die aktuelle Debatte zeigt, dass es um das Leben von demokratischen Werten und einer partizipativen Kultur geht. Wenn wir die nicht in Schule ermöglichen, wo dann? Ich glaube an mehr Beteiligungsformaten in Schule führt einfach kein Weg vorbei. Die gute Nachricht: Es macht total Spaß sich auf den Weg zu machen, weil von den Lernenden so viel Wertschätzung und Begeisterung dafür zurückkommt!
Online-Fortbildung:
Partizipation im Unterricht und Schulalltag
Du erhältst tiefgehende Einblicke in partizipative Methoden, die du direkt in deinem Unterricht und zur Gestaltung des Schullebens anwenden kannst. Durch praktische Übungen und reflektierende Ansätze entwickelst du Fähigkeiten, um Partizipation als festen Bestandteil deines Schulalltags zu etablieren und so die Lernumgebung nachhaltig zu verbessern.
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