Die fobizz Kolumne „Das digitale Lehrerzimmer“
In unserer neuen Lehrer*innen Kolumne „Das digitale Lehrerzimmer“ schreibt Lehrerin Jette Fischer in der ersten Ausgabe darüber, wie Lehrkräfte einander mit digitalen Tools fortbilden können.
Wir haben ein neues Format auf unserem Blog: die fobizz Kolumne „Das digitale Lehrerzimmer“! Einmal im Monat möchten wir Lehrer*innen hier zu Wort kommen lassen, um sich zu einem speziellen Thema zu äußern. Denn in der Diskussion um gute Bildung wird in Deutschland leider viel zu oft über Lehrerinnen und Lehrer geredet anstatt mit ihnen. Wir freuen uns im Rahmen unserer neuen Kolumne auf spannende und inspirierende Perspektiven sowie Einblicke und Meinungen von Lehrkräften rund um das Thema digitale Bildung! Die spezifischen Themen sind von den Lehrkräften frei gewählt und breit gefächert – von Berichten zu Unterrichtsmethoden, digitalen Tools und dem Lehrer*innenalltag bis hin zu ihren eigenen Meinungen zu verschiedenen Themen.
Wie Liebhaber der analogen Lehrkultur von technisierten Kollegen digital angedockt werden können
Nicht nur die Kleinsten müssen sich in Lichtgeschwindigkeit im Internet zurechtfinden – auch die Kolleg*innen, die bislang viele Onboardingprozesse erfolgreich abwehren konnten, müssen nun in die Corona-Rakete steigen und ihren Unterricht online halten.
Wer schreibt heute?
Jette Fischer ist seit 2016 als Lehrkraft an der Ludwig Fresenius Schule für Physiotherapie in Koblenz tätig und leitet diese seit zwei Jahren. 2009 schloss sie ihren Master im Bereich Manueller Therapie in den Niederlanden ab und schreibt derzeit berufsbegleitend an ihrer Thesis im Bereich Medizinpädagogik. Kreative Lehrmethoden, Etablierung einer partizipativen modernen Schulkultur sowie der Bereich ethische Wertebildung in der Erwachsenenpädagogik sind ihre wissenschaftlichen Steckenpferde und bestimmen ihren Berufsalltag maßgeblich.
Viva la Mentorenleben
E-Learning. Da steht man nun als Schulleitung zwischen Overheadprojektor und Kreidetafel – digital vorsintflutlich ausgestattet – vor dem Kollegium voller Motivation, Angst, Frust, Ideen, Hoffnung, Wissen und Willen. Mit dem Willen, es gut zu machen. Richtig, richtig gut! Man will diese Situation nicht nur irgendwie schaffen, sondern konstruktive, neue Wege der Lehre beschreiten und Wissen vermehren. Aber auch mit dem Willen, dem Kollegium nicht noch mehr aufzubürden und dem Willen nach Feedback und Kontaktwunsch der Eltern und Schüler*innen nachzukommen. Jonglierend mit Ressourcen im Spagat zwischen Haben und Soll. Manches können wir ändern, anderes nicht.
Was ich tue: Ich bin da!
Heute geht’s um das kollegiale Dasein. Ich bin Cheerleader und Coach. Ich unterstütze, wo Hilfe nötig ist und danke meinen Kolleg*innen wertschätzend für ihren Einsatz und ihre Mehrarbeit.
Dieser Text soll dich ermutigen, weit weg von politischen Diskussionen über Ausstattung, Wertschätzung und Infrastrukturen, das Beste aus dem JETZT zu machen.
Wie du jetzt Kollegen helfen kannst: Mitmachen – oder die Froschperspektive
Let them be part of the game. Lade deine Kolleg*innen ein, an einer Unterrichtseinheit teilzunehmen, in der du ein einfaches digitales Tool nutzt, was Schüler*innen gerne und oft in Gebrauch haben. Hier eignet sich beispielweise eine Videokonferenz, das Padlet oder das ZumPad. Vielleicht sammelst du auch Feedback in einer Answer-Cloud und bittest dein Kollegium ebenfalls mitzumachen.
Next step. In unserer Schule bin ich von null direkt in Phase zwei übergegangen und habe meine Kolleg*innen in eine vorbereitete Unterrichtssituation geholt. Das heißt, der Chat (Padlet o.ä.) wurde von mir organsiert und die Kolleg*innen setzen sich nur noch vor die Kamera und performen, ggf. mit ihrer vorbereiteten Präsentation.
Throwback. Erstelle ein Instagram-Reel oder einen Kurzfilm. Lass deinen Kolleg*innen präsentieren, was sie gut können; ein Experiment hinter dem Bunsenbrenner holen den ein oder anderen vielleicht aus der analogen Welt etwas besser ab, als einfach nur das praktische Wissen zu synthetisieren.
Teamlove. Eine weitere Möglichkeit ist das klassische Teaching Together: Erarbeitet gemeinsam eine digitale Unterrichtssequenz, in der beispielsweise in Break-Out-Rooms differenziert geübt wird.
Listen and Learn. Und nun alle zusammen: Die nächste Unterrichtseinheit startet dann Schritt für Schritt gemeinsam, die Kolleg*innen lassen den Kuli über das karierte Papier rauschen, eine Kollegin filmt die einzelnen Schritte zum Erstellen eines Padlets. „So schwer is dit gar nich!“ Nö, stimmt!
Okay und nun geht’s ab! Die Kolleg*innen werden in die freie digitale Wildnis entlassen. Die Notizen werden gezückt und der nächste Unterricht digitalisiert. Rate deinen Kolleg*innen für den Anfang zu einfachen Tools, wo nichts schief gehen kann. Lehrersicher.
Try. Error. Try Again.
Besser werden: Die Vogelperspektive
Zieht eine Zwischenbilanz: Was war gut? Was klappt gar nicht und warum? Holt euch Feedback ein, lebt eine positive Fehlerkultur. Alles braucht seine Zeit und digital zu unterrichten kostet eben Zeit und Kraft.
Wir teamen einmal wöchentlich und tauschen uns bei Kaffee, Linsensuppe und Schnitzel über digitale Projekte, Eltern-/Schüler-Feedback oder Tools aus und versuchen, diese Zeit möglichst produktiv und konstruktiv zu gestalten. Habt Mut auch zu failen. Jetzt ist die Zeit, sich auszuprobieren. Jetzt ist die Zeit zu fallen. Jetzt ist DIE ZEIT!
Feedback ist wichtig, um zu wachsen.
Viva la interne Fobi
Solltet ihr schon weiter im Onboarding sein, umso besser:
Herzlich willkommen zur Fobi-Woche an Schule XY:
Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag |
Frau L.
,,PDF interaktiv‘‘ |
Herr M.
,,Digitale Whiteboards‘‘ |
Herr N.
,,Arbeitsblätter mit Word‘‘ |
Frau O.
,,Digitale Tests‘‘ |
Frau P.
,,Digitales Feedback‘‘ |
Meine kleine Fobi für KuK, erstellt mit Padlet – #howto: Schaut euch die Padlet Fortbildung von fobizz an!
Stellt euren Kolleg*innen euer Wissen zur Verfügung und kreiert eine kurze Fortbildung, denn sharing is caring. ?
Ich habe eine Freistunde genutzt, um kreative Lehrmethoden an mein Team weiterzugeben. Und ja, es macht mich stolz, dass meine Kolleg*innen sie sofort umsetzen und über jede Arbeitserleichterung dankbar sind. Die kurze Mehrarbeit der neuen Wissensaufnahme erleichtert den digitalen Unterricht um ein Vielfaches. Und es macht endlich auch wieder Spaß. Wir haben im Team festgestellt, dass sich QR-Codes mega gut auf Arbeitsblättern machen, um beispielsweise Untersuchungsstrategien zu verlinken. Wir werden viele der digitalen Tools beibehalten, auch wenn wir wieder analog unterrichten werden.
An das Textende gehört ein Ausblick. Gerade fühlt es sich an, wie ein nie endender Triathlon und langsam fangen die Beine an zu brennen und – verdammt nochmal – irgendeiner verrutscht die Zielmarke immer weiter nach hinten. Sportler*innen hilft auf den letzten Metern ihr Kopf. Das Weitermachen für Familie und Freunde, das Weitermachen, weil der Weg verdammt hart war, das Weitermachen, weil dieser Sport verdammt geil ist.
Finde deinen #myreasonwhy, leg auf den letzten Metern ruhig einen langsameren Schritt ein, iss‘ noch einen kleinen Schokoriegel und feier dich, wenn du da bist! Du rockst!
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