Du hast einen tollen Blog erstellt, auf dem du Material, Updates und Anekdoten aus dem Klassenzimmer teilst. Wie ist es dazu gekommen?

Julia Weyers: Normalerweise nehmen wir als Kollegium der Alfred-Adler-Schule gemeinsam an mehreren Präsenz – Fortbildungen jährlich teil. Bekanntermaßen war das im letzten Schuljahr leider nicht möglich, sodass sich unsere Schulleitung dafür entschieden hat, eine Schullizenz bei Fobizz zu erwerben. Abgesehen von der WordPress-Fortbildung von Thorsten Belzer habe ich noch an einigen anderen teilgenommen, und alle haben mir gut gefallen. Der Blog, den ich automatisch während der Fortbildung erstellt habe, erschien mir aber “zu schade”, um ihn als reine Übung abzuspeichern. In dem ganzen Hin und Her von Präsenz- und Distanzunterricht, dem Wechsel der Lerngruppen und all den schulischen Herausforderungen durch die Coronapandemie war der Blog zunächst ein gutes Medium, um die Schüler*innen  (und Eltern) der Eulenklasse auf dem Laufenden zu halten, egal, ob sie zu Hause lernten oder in der Schule.

Als ich den Kindern in der Schule erzählt habe, dass die Eulenklasse nun im Internet zu finden ist, kamen direkt einige Ideen von ihnen selbst. So haben wir entschieden, künftig gemeinsam zu bloggen.

Inwiefern lassen sich Blogs im Unterricht einsetzen? Welche Fächer und Schulform unterrichtest du?

Die Alfred-Adler-Schule ist eine Förderschule mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung im Duisburger Norden. Die Eulenklasse ist eine Schuleingangsklasse, wobei die Lernvoraussetzungen der Eulenkinder trotz der homogenen Altersstruktur höchst unterschiedlich sind. Der Förderbedarf Emotionale und Soziale Entwicklung ist allen gemein, einige Kinder haben aber noch zusätzlichen Förderbedarf im Lernen und der Sprache. Die besonderen, individuellen Problemlagen unserer Schüler und deren individuellen Bedürfnisse und Kompetenzen erfordern eine kreative Gestaltung des Unterrichts. Der Blog ist dafür inzwischen zu einer festen Instanz und Hilfe in unserem Schulalltag geworden. Gemeinsam dokumentieren wir, ähnlich einem Lerntagebuch, den Fortschritt von Projekten, kleine und große Lernerfolge oder Ideen und Wünsche für die Zukunft. Oft erinnern mich die Kinder „Frau Weyers, davon musst du noch ein Foto für die Heuleeulen machen!“ In der Abschlussrunde am Ende eines Schultages wird in der Eulenklasse reflektiert, inwieweit die Schüler die Klassen- und Individualziele erreicht haben. Das Bloggen ist inzwischen in diese Runde integriert und hilft den Kindern deutlich, am Ende des Tages noch einmal konkret darüber nachzudenken „Was habe ich eigentlich heute erlebt und gelernt?“. Eigene Lernprozesse zu reflektieren und im Blog zu dokumentieren ist für die Kinder zum Teil eine wichtige Orientierungshilfe bei der Selbsteinschätzung von Lernerfolgen.