Weltweit gibt es viele deutsche Schulen im Ausland – so auch in Barcelona. Wir haben mit Reiner und Barbara Thörner gesprochen. Barbara arbeitet als Lehrerin und Reiner als IT-Mitarbeiter an der DS Barcelona. Sie erzählen, inwiefern sich ihre Arbeit im Ausland von der Tätigkeit in Deutschland unterscheidet und wie sich der Schulalltag in Spanien durch die Corona Krise verändert hat.
Ihr arbeitet an einer deutschen Schule in Barcelona. Was sind die größten Unterschiede im Vergleich mit Deutschland? Wie sieht euer Alltag aus?
Der Tagesablauf ist dem an einer Inlandsschule im Prinzip sehr ähnlich. Wir arbeiten nach deutscher Stundentafel und beginnen auch um 8 Uhr morgens. Allerdings gibt es zusätzliche Vorgaben der katalanischen und der spanischen Regierung, die wir erfüllen müssen, um hier als Schule anerkannt zu werden.
Auch wir Lehrer*innen haben intensivere Arbeitstage. Um die Betreuung der Kinder bis mindestens 14 Uhr gewährleisten zu können, ist die reine Präsenzzeit in der Schule höher; wir haben mehr Konferenzen und zusätzliche Verpflichtungen.
Allerdings ist es eine unglaublich tolle Erfahrung wie eng und gut die Kollegen zusammenarbeiten. Auch an meiner alten Schule in Deutschland sind über die Zeit sehr gute Freundschaften gewachsen und ich hatte ein tolles Kollegium. Aber im Inland hat jeder nach der Schule sein privates Netzwerk und Beziehungen im Kollegium bauen sich daher mit der Zeit langsam auf. An der Auslandsschule hat (fast) jeder die gleiche Erfahrung gemacht. Man ist erst einmal fremd in einem Land und hat meist keinen oder wenig außerschulischen Anschluss. Das bringt die Kolleg*innen ganz anders zusammen. Von Anfang an wird vieles gemeinsam unternommen, die Unterstützung ist nicht nur im beruflichen Kontext, sondern beispielsweise auch bei Behördengängen oder den kleinen Problemen des Alltags sehr groß.
Der interkulturelle Austausch mit Schüler*innen, Kolleg*innen und Eltern ist zudem sehr spannend. Jeder bringt andere Erfahrungen und Erwartungen mit und man versucht einen gemeinsamen Konsens zu finden.
Welchen Stellenwert hat digitale Bildung und Digitalisierung an Schulen in Barcelona bzw. Spanien?
An der Deutschen Schule Barcelona hat die Digitalisierung einen hohen Stellenwert. Bereits als wir vor drei Jahren her kamen, waren alle Klassensäle mit digitalen Tafeln und passender Software ausgestattet. Alle Kolleg*innen hatten eine Dienst-eMail und einige Verwaltungsprozesse waren bereits digitalisiert. Als absoluten Luxus im Vergleich zu Schulen in Deutschland empfand ich es zu diesem Zeitpunkt schon, dass wir zwei IT-Techniker hatten, die sich um die gesamte Administration gekümmert haben.
In unserem ersten Jahr startete die Schule mit zwei iPad-Klassen als Pilotprojekt. Die positiven Erfahrungen hieraus veranlassten die Schulleitung und den Vorstand im Folgejahr alle 8ten und 9ten Klassen, sowie das gesamte Lehrerkollegium mit iPads auszustatten. Etwa ein halbes Jahr vorher wurde die Digitalkoordination als neue Stelle geschaffen, die wir beide seither als Team gemeinsam innehaben.
Im vergangenen Schuljahr waren wir hier in Spanien gezwungen ab März bis Ende des Schuljahres komplett von zu Hause aus zu unterrichten. Binnen kürzester Zeit konnte unser Team den gesamten Unterricht von präsenz auf online umstellen. Das hat bei uns insgesamt relativ reibungslos geklappt. Am besten funktionierte die Umstellung jedoch in den iPad-Klassen. Die Schüler*innen hatten ihre eigenen Geräte, die sie nicht mit Geschwistern oder Eltern teilen mussten und kannten sich bereits mit dem Gerät und den verwendeten Tools aus.
Sicherlich findet bei uns noch nicht der perfekte digitale Unterricht statt. Aber wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht und probieren Neues aus. Die aktuelle Situation hat den Prozess auf jeden Fall beschleunigt.
Wie können sich Lehrkräfte in Barcelona bzw. Spanien fortbilden und welche Bedeutung haben Fortbildungen bei euch?
An allen Deutschen Auslandsschulen finden jedes Jahr regionale Fortbildungen statt, die von der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) für die ganze Schulregion angeboten werden.
In unserem Kollegium haben schon immer mehr oder weniger regelmäßig schulinterne LehrerInnenfortbildungen stattgefunden. Seit dem Lockdown veranstalten wir als Digitalkoordinatoren im Schnitt ein bis zwei SchiLfs pro Monat um die KollegInnen dabei zu unterstützen, die zur Verfügung stehenden Geräte und Tools gewinnbringend für ihren Unterricht zu nutzen. Dieses Schuljahr haben wir auch für alle deutschsprachigen KollegInnen zusätzlich die Flatrate von Fobizz, die rege genutzt wird und das gesamte Kollegium bei seiner Arbeit sehr unterstützt.
Wichtig sind bei uns auch die kollegialen Unterrichtshospitationen (KUH), die ein fester Bestandteil bei uns sind und vom Kollegium gut angenommen werden.
Ihr bildet euch mit fobizz fort. Warum könnt ihr fobizz empfehlen? Welche Fortbildungen haben euch gut gefallen und zu welchen Themen wünscht ihr euch neue Fortbildungen?
Das Angebot von fobizz ist sehr umfang- und abwechslungsreich. Es ist wirklich für jeden etwas dabei. Man ist zeitlich vollkommen flexibel und die angebotenen Mikro-Fortbildungen sowie der Adventskalender bieten auf die Schnelle neue Impulse und Ideen.
Uns gefällt es gut, dass die Tools meist Fächer unabhängig genutzt werden können. Aber natürlich fänden wir es super auch so ein umfangreiches Angebot speziell für unsere Fächer (Mathematik & Physik) zu finden.
Barbara Thörner ist Auslandsdienstlehrkraft an der Deutschen Schule Barcelona mit den Fächern Mathe und Physik. Seit April 2019 ist sie Koordinatorin für digitale Unterrichtsentwicklung.
Reiner Thörner ist Ortslehrkraft und IT-Mitarbeiter an der Deutschen Schule Barcelona. Er ist Mitglied im Digital-Koordinatorenteam der Schule.
In ihrer Funktion als Digitalkoordinatoren sind sie mitverantwortlich für die Schulung des Kollegiums und der SchülerInnen im Umgang und Einsatz digitaler Medien für den Unterricht. Als Mitglieder in der Mediengruppe der Schule sind sie beteiligt an der Integration der digitalen Medien in den Unterricht und der Weiterentwicklung des Digitalkonzepts der Schule.
Welche Tools oder Methoden nutzt ihr besonders gerne im Klassenzimmer?
Barbara: Ich mag das Flipped-Classroom-Konzept sehr gerne. Gerade in Mathe haben die Schüler*innen durch die vollen Lehrpläne immer zu wenig Zeit zum Üben und wenn sie zu Hause üben, kann ich bei Problemen nicht helfen.
Außerdem bin ich ein großer Fan von Gamification im Unterricht. Ich hatte zum Glück schon im Referendariat einen Fachleiter, der viele (analoge) Spielideen in seinen Unterricht und unsere Ausbildung eingebracht hat.
Als Mathe- und Physiklehrer sind GeoGebra oder PhyPhox und andere fachspezifische Tools nicht mehr aus meinem Unterricht wegzudenken. Ich durfte gerade die Beta-Version des Physikbereichs von Chemix.org ausprobieren und bin extrem begeistert, was da gerade entsteht.
Fachunabhängig ist die Arbeit mit den Kursnotizbüchern von OneNote oder mit Padlet eine echte Bereicherung für meinen Unterricht und auch eine Erleichterung für meinen Lehreralltag.
Reiner: In meinem Unterrichtsfach ITG (Informationstechnische Grundbildung) liegt die Arbeit mit digitalen Geräten natürlich sehr nahe. Aufgrund des letztjährigen Lockdowns wurde der Distanzunterricht mit den Schüler*innen auf O365 umgestellt und ich versuche die Programme darin im Unterricht konsequent zu nutzen und den Umgang damit zu üben, damit ihnen der Umgang beispielsweise mit Word oder PowerPoint in den anderen Fächern dann leichter fällt. Auch mit den anderen Tools von O365 wie z.B. Teams und OneNote arbeite ich mit den Schüler*innen zum Verteilen und Bearbeiten der Aufgaben sowie der digitalen Heftführung.
Ähnlich wie meine Frau versuche ich bereits vorhandene Programme (z.B. Scratch, Code.org) zur spielerischen Erarbeitung von Themen in den Unterricht einzubinden, um den Schüler*innen auch den Bereich des Programmierens näher zu bringen.
Was hat sich durch die Corona-Krise am Schulalltag verändert? Wie geht die Deutsche Schule Barcelona mit den aktuellen Herausforderungen um?
Im vergangenen Jahr musste die Schule am 13.März schließen und wir haben den Rest des Schuljahres nur noch im Distanzunterricht verbracht. Trotz aller gegenteiliger Prognosen ist es dieses Jahr, bis zum jetzigen Zeitpunkt, gelungen im Präsenzunterricht zu bleiben. Wir haben ein strenges Hygienekonzept an das sich alle halten. Es wurde ein ständiger Hygieneausschuss gegründet, der sich regelmäßig trifft und die aktuellen Maßnahmen in der Schule überprüft und ggf. anpasst. So wird z.B. beim Betreten der Schule die Temperatur gemessen, es stehen überall Desinfektionsspender zur Verfügung und alle tragen Masken. Zusätzlich wurden im Winter in allen Klassenräumen Luftfilteranlagen fest installiert.
So haben wir es an der DSB geschafft, dieses Schuljahr praktisch komplett im Präsenzunterricht zu bleiben. Durch die technische Ausstattung und den Einsatz aller Beteiligten gelingt der Wechsel von Präsenz- zu Hybrid- oder Distanzunterricht insgesamt sehr gut.
Insgesamt zeigt sich ein großer Zusammenhalt und Unterstützung innerhalb der Schulgemeinschaft. Die Familien unterstützen sich gegenseitig, falls jemand aufgrund der aktuellen Situation das Schulgeld nicht aufbringen kann. So wurde beispielsweise ein 5-stelliger Spendenbetrag zusammengetragen, mit dem betroffene Familien unterstützt wurden bzw. werden.
Die Schulleitung ist sehr auf Transparenz bedacht und informiert in einer wöchentlichen E-Mail über aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen an der Schule.
Digitale Tools und Methoden im Fremdsprachenunterricht
In dieser Online-Fortbildung lernst du, wie du deinen Fremdsprachen- oder Deutschunterricht digital und kreativ gestalten kannst. Der Fokus liegt dabei auf Tools und Methoden die sowohl für den Präsenz- als auch Distanzunterricht geeignet sind.
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