KI in Klassenarbeiten – Neue Wege für Lernen und Prüfen
Wie KI Prüfungen verändert: Praxisbeispiele aus Schulen zeigen neue Wege für transparente, kompetenzorientierte und motivierende Prüfungsformate.
Wie KI Prüfungen verändert: Praxisbeispiele aus Schulen zeigen neue Wege für transparente, kompetenzorientierte und motivierende Prüfungsformate.
Seit KI-Tools wie ChatGPT Einzug in den Schulalltag halten, stellt sich zunehmend die Frage: Wie geht man mit KI in Klassenarbeiten um? Wie lassen sich Klassenarbeiten und Prüfungen sinnvoll und zukunftsfähig gestalten? Welche Formate fördern echtes Verstehen – und welche laden eher zum bloßen Copy-Paste ein?
Während Mustervorlagen für den KI-gestützten Prüfungsalltag (noch) fehlen, gibt es bereits zahlreiche spannende Ansätze aus der Praxis. Lehrkräfte aller Schulformen und Fächer erproben neue Prüfungsformate, in denen KI nicht als Bedrohung, sondern als zukunftsweisendes Werkzeug verstanden wird.
Wie können Klassenarbeiten im KI-Zeitalter gestaltet werden, damit sie nicht nur Lernleistungen überprüfen, sondern auch Lernprozesse unterstützen? Diese Frage stand im Zentrum unseres Webinars „KI im Prüfungsalltag: Lehrkräfte berichten aus der Praxis“ im Mai 2025, bei dem vier Lehrkräfte aus Deutschland und Österreich Einblicke in ihre Praxis gegeben haben.
Dr. Elena Grieper unterrichtet Erziehungswissenschaft am beruflichen Gymnasium in Schleswig. Sie entwickelt KI-Bots, die auf den jeweiligen Lehrplan abgestimmt sind, und integriert sie in projektorientierte Klausurersatzleistungen. Themen wie „Social Media und Gruppendruck“ oder „Drogen und Gewalt“ werden in Kleingruppen bearbeitet. Die KI hilft bei der Ideengenerierung, Strukturierung und Bewertung. Kriterien werden gemeinsam mit den Lernenden entwickelt und regelmäßig reflektiert – das sorgt für Motivation und Transparenz.
Maike Howein, Englisch- und Sportlehrerin, verantwortet an ihrer Schule das Wahlpflichtfach „Lernen mit KI“ (LEKI). Statt klassischer Klassenarbeiten setzt sie auf Prüfungsgespräche, die auf dokumentierten Lernprozessen basieren. Die Schüler*innen reflektieren ihre Lernfortschritte mithilfe von KI-Tools und besprechen sie im persönlichen Dialog. Ergebnis: Mehr Eigenverantwortung und ein gestärktes Vertrauensverhältnis zwischen Lernenden und Lehrkraft.
Norman Graf, stellvertretender Schulleiter und Informatiklehrer, nutzt KI in einem Scratch-Projekt als Programmierhilfe. Die Lernenden planen, entwickeln und dokumentieren mithilfe von KI ihre Programme. Bewertet wird nicht das Endprodukt, sondern der Problemlöseprozess und die Reflektion. Für Norman ist klar: Klare Richtlinien, Fachkonferenz-Abstimmung und Anerkennung der KI-Nutzung als eigenständige Leistung sind entscheidend.
An seiner Mittelschule in Österreich nutzt Ronald Worgatsch KI gezielt zur Gamification: Mit ChatGPT erstellen die Schüler*innen interaktive Spiele wie Börsensimulationen oder Quizformate. Diese dienen der Wiederholung und Vertiefung des Lernstoffs. Zusätzlich werden KI-basierte Tutorensysteme eingesetzt, die jederzeit Unterstützung bieten. Das Resultat: Spürbar höhere Motivation und bessere Leistungen.
Hier geht es zur Webinar-Aufzeichnung „KI im Prüfungsalltag: Lehrkräfte berichten aus der Praxis“
Andreas Terfloth, Deutsch- und Religionslehrer sowie Bildungsberater, kombiniert klassische Facharbeiten mit mündlichen Prüfungsgesprächen. Die Schüler*innen dürfen KI nutzen, müssen aber Prompts und Chatverläufe dokumentieren. Anschließend folgt ein dreiphasiges Gespräch:
Ziel ist nicht das Verhindern von KI, sondern ihre bewusste, reflektierte Nutzung. 21st Century Skills wie kritisches Denken und Kommunikation stehen im Mittelpunkt.
Mehr dazu im Impuls „Prüfungsgespräche als Prüfungsform im KI-Zeitalter“
Dr. Patrick Bronner, Lehrer am Friedrich-Gymnasium Freiburg und Fachberater beim ZSL, plädiert für eine ganzheitliche Prüfungskultur, die digitale Werkzeuge und KI nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreift. In seinem fobizz-Webinar (November 2023) zeigt er anhand konkreter Unterrichts- und Prüfungsbeispiele, wie Schulen eine zukunftsorientierte Lern- und Leistungskultur entwickeln können.
Ein zentrales Element: die Verbindung von Projektarbeit mit digitaler Eigenleistung. In Mathematik oder Physik werden komplexe Aufgaben als Projekte umgesetzt, deren Ergebnisse fachlich und im Hinblick auf Kompetenzentwicklung bewertet werden.
Besonders innovativ: der „Five-Minute Test-Talk“ – fünf Minuten Partnerarbeit ohne Stift direkt vor einer schriftlichen Arbeit. Ziel ist die metakognitive Aktivierung und das vertiefte Verständnis der Aufgaben.
Patrick betont außerdem: Die Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT wird in Prüfungen nicht sanktioniert, sondern sichtbar gemacht. Schüler:innen markieren, welche Textteile mit KI entstanden sind. Gute Leistungen zeigen sich auch daran, wie sinnvoll und reflektiert KI eingesetzt wird.
Mehr dazu in der Webinar-Aufzeichnung „Unterricht mit KI: Erfolgreich mit neuer Lern- & Prüfungskultur“
Isabelle Schuhladen schildert auf LinkedIn einen Unterrichtsversuch mit ihrer 6. Klasse: Die Schüler*innen verfassten mithilfe von KI einen sachlichen Brief. Die Reflexion zeigt: Viele fühlten sich sicherer beim Schreiben und profitierten von Formulierungs- und Strukturhilfen. Gleichzeitig berichteten einige, dass die KI zu viel vorgab – was den kreativen Prozess einschränkte.
Auch der zeitliche Aufwand wurde als höher wahrgenommen. Isabelle stellt fest: Die KI-Nutzung ist sehr unterschiedlich – von reflektiert-strategisch bis zur bloßen Übernahme.
Sie legt deshalb großen Wert auf Transparenz und Dokumentation, die direkt in die Bewertung einfließen.
🔗 Isabelles Beitrag auf LinkedIn ansehen
Ein Prüfungsformat ganz ohne KI – und dennoch top-aktuell: Magnus Sauerborn stellt ein kooperatives Modell vor, das auf geteilte Prüfungszeit setzt. Zuerst bearbeiten die Schüler*innen 45 Minuten lang die Aufgabenstellung allein, danach folgt eine weitere Phase in Gruppenarbeit mit denselben Aufgaben.
Das Ergebnis: Tieferes Verständnis durch Austausch, Diskussion und Perspektivwechsel – und genau die Kompetenzen, die auch im Umgang mit KI zentral sind: kritisches Denken, Kommunikation und Reflexionsfähigkeit.
KI stellt klassische Prüfungsformate infrage – und eröffnet gleichzeitig die Chance, Schule und Prüfungen neu zu denken. Die hier vorgestellten Beispiele machen deutlich: Es geht nicht nur um Tools, sondern um eine neue Haltung gegenüber Lernen, Leistung und Eigenverantwortung.
Schulen stehen vor einer Herausforderung – aber auch vor einer historischen Gelegenheit, Prüfungskultur zukunftsfähig zu gestalten.
Transparenzhinweis: Dieser Text wurde mit Hilfe der fobizz KI-Tools erstellt.