Scratch bilingual unterrichten – Wie das erste zweisprachige Projekt von App Camps entstanden ist
Im Interview mit App Camps lernst du, wie du Scratch im Unterricht ab Klasse 8 einsetzen und dabei kulturelle Verständigung fördern kannst.
Im Interview mit App Camps lernst du, wie du Scratch im Unterricht ab Klasse 8 einsetzen und dabei kulturelle Verständigung fördern kannst.
Programmieren mit Scratch macht nicht nur Spaß, sondern öffnet auch neue Perspektiven – besonders dann, wenn digitale Bildung sprachliche und kulturelle Brücken schlägt. App Camps hat eine neue Kollektion (Sammlung von Unterrichtsmaterialien) für Scratch entwickelt: zweisprachig auf Deutsch und Chinesisch.
Wir wollten wissen, wie es dazu kam – und was digitale Bildung international eigentlich bedeutet. Im Interview: Anne von App Camps, die das Projekt von Anfang an begleitet hat.
Anne Looks: Es ist tatsächlich das erste Mal in der Geschichte von App Camps, dass wir Unterrichtsmaterial von vornherein zweisprachig konzipieren. Da wir gemeinnützig sind, können wir neues Material nur durch die Förderung von externen Geldgebern wie Stiftungen oder großen Unternehmen erstellen. In diesem Fall ist das Bildungsnetzwerk China an uns herangetreten, die – mit der Mercator Stiftung im Hintergrund – das Thema digitale Bildung stärker fördern wollen. Da ihr Fokus auf dem kulturellen Austausch zwischen China und Deutschland liegt, war von Anfang an klar, dass wir alles Material in beiden Sprachen anbieten.
Anne Looks: Die Übersetzung haben wir nicht selbst gemacht. Das können wir als kleines Team gar nicht leisten und die nötige Sprachkompetenz fehlt uns da auch. Die Übersetzung hat das Bildungsnetzwerk China mithilfe von Übersetzer*innen und eigenen Ressourcen übernommen. Uns war allerdings wichtig, dass wir wirklich alles zweisprachig anbieten. Nicht nur das Unterrichtsmaterial, also die Lernkarten und digitalen Tafeln sind übersetzt, sondern auch das komplette Zusatzmaterial für Lehrkräfte wie Lehrerhandout, Ablaufplan, Glossar oder Musterlösung. Alles gibt es auch auf Chinesisch. Das hat uns auf jeden Fall vor besondere Herausforderungen gestellt, v.a. weil wir das Material nach der Übersetzung nicht mehr überprüfen können.
Anne Looks: Die Materialien empfehlen wir ab Klassenstufe 8. Es ist nicht unbedingt ein Einstiegsprojekt für Scratch, da die erste Sitzung des Kurses recht umfangreich ist. Unsere Lernkarten führen die Schüler*innen aber Schritt für Schritt zum fertigen Projekt, so dass sie es mit ein wenig Übung sicher gut hinbekommen.
In Sitzung 2 und 3 ist dann die Kreativität der Schüler*innen gefordert. In Sitzung 2 erstellen sie mithilfe von (fobizz) KI-Tools ihre eigenen Märchenfiguren, denken sich eine Geschichte dazu aus und animieren diese in Sitzung 3 in Scratch. Wir glauben daher, dass viele Schüler*innen ab der 8. Klasse mit dem Material gut umgehen können.
(Wer mit seiner Klasse aber noch gar keine Erfahrung mit Scratch gemacht hat, dem empfehlen wir unseren Einstiegskurs in Scratch.)
Anne Looks: Das Material ist noch ganz neu und wurde gerade erst veröffentlicht. Erfahrungsgemäß dauert es ein wenig, bis wir viel direktes Feedback auf das Material bekommen. Allerdings konnten wir die ersten Entwürfe Ende Dezember 2024 Lehrkräften in China – mit Deutsch als Fremdsprache – und die fertige Kollektion Mitte Mai 2025 Lehrkräften in Deutschland – mit Chinabezug – vorstellen. Das Feedback dazu war sehr positiv und alle waren sehr angetan, dass sie mit dem Material nun nicht nur Programmieren unterrichten können, sondern gleichzeitig etwas zur kulturellen Verständigung tun können.
Anne Looks: Digitale Bildung auf internationaler Ebene bringt auf jeden Fall noch einmal eine ganz andere Dimension mit hinein. Denn jedes Land bringt Besonderheiten mit sich, sei es technischer oder kultureller Natur – und beides konnten wir gerade in diesem Projekt sehr gut erfahren. Das wünschen wir uns auch für die Lehrkräfte und Schüler*innen, die mit dem Material arbeiten. Das Unterrichtsmaterial regt dazu an, sich mit der jeweils anderen Kultur auseinanderzusetzen und eventuelle negative Assoziationen dem anderen Land gegenüber über Bord zu werfen. Zusätzlich bietet es sich hier sogar an, in den direkten Austausch zu gehen – ggf. über eine Partnerschule – und gemeinsam am Projekt zu arbeiten. So kann digitale Bildung tatsächlich eine Brücke sein, kulturelle Differenzen zu überwinden.
Anne Looks: Nein, erstmal nicht. Wie schon beschrieben, sind wir immer abhängig von Fördermitteln und Geldgebern. Daher ist gerade kein ähnliches Projekt geplant. Das Bildungsnetzwerk China möchte aber auch in Zukunft mit uns zusammenarbeiten. Ob wir aber noch einmal Unterrichtsmaterial in diesem Umfang erstellen, ist ungewiss. Und sollte es andere Stiftungen oder Unternehmen geben, die uns in dieser Richtung fördern wollen, können wir uns das auf jeden Fall noch einmal sehr gut vorstellen.
Dann findest du in unserem Artikel „Unterrichtsmaterialien zum Thema Scratch programmieren lernen“ zahlreiche weitere Ideen und Tools für den Einsatz im Unterricht.
Noch mehr rund um die Entstehung der Kollektion und zur Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk China findest du in diesem Blog-Artikel von App Camps: „Once Upon A Scratch: Unterrichtsmaterial auf Deutsch und Chinesisch“