Erfahre von Karla-Jean v. Wissel, wie Emojis unsere Kommunikation beeinflussen, welche kulturellen Unterschiede bei den Emojis bestehen und was japanische Mangas damit zu tun haben. Karla-Jean ist Autorin des Buches Face with Tears of Joy: Eine Graphicnovel über Emojis und Kommunikation.
Karla-Jean v. Wissel: Ich habe mich mit der Darstellung von Gesichtsausdrücken beschäftigt und dabei gemerkt, wie präsent die Auswahl der Smiley-Emojis bei mir ist. Diese Beobachtung hat meine Neugier geweckt: Was beeinflusst mich hier so sehr? Und nicht nur mich; Emojis haben sich weltweit in unsere Kommunikation eingeschlichen, viele Menschen wissen gar nicht, woher sie kommen, wer über ihre Gestaltung und Auswahl entscheidet und wie sie unsere Ausdrucksweise verändern. Dem wollte ich auf den Grund gehen und habe angefangen meine Gedanken zu sammeln und zu recherchieren.
Karla-Jean v. Wissel: Emojis existieren meistens in Kombination mit Text, ähnlich wie Postkarten, die mit Zeichnungen ausgeschmückt wurden. Das Bedürfnis, Text mit einer bildlichen Ebene zu erweitern, gibt es schon lange. Vor den Emojis wurden schon Emoticons und Kaomojis dafür verwendet, die typografische Zeichen aus verschiedenen Schriftsystemen nutzen, um Gesichter und Figuren darzustellen, wie das klassische Lächeln: “:-)” oder “(^_^)”. Sie sind nützlich, um Ironie und Sarkasmus online auszudrücken, wo Tonalität, Mimik und Gestik fehlen, aber auch, um verspielte Individualität zeigen zu können. Die erste Tastatur mit Emojis wurde in Japan entwickelt. Die Idee wurde von amerikanischen Tech-Unternehmen übernommen und Stück für Stück weltweit zugänglich gemacht. Die Emojis, die uns 2010 zur Verfügung standen, waren ein wildes Wirrwarr aus japanischen und amerikanischen Kulturzeichen.
Karla-Jean v. Wissel: Viele Emojis wurzeln im japanischen Manga und werden in westlichen Ländern ganz anders interpretiert. Allein ein Lächeln wird kulturell anders dargestellt, wie man am westlichen Emoticon “:-)” im Vergleich zum japanischen Kaomoji “(^_^)” sehen kann. Auch Handgesten haben oft kulturell sehr unterschiedliche Bedeutungen. Es ist auch interessant, sich die Liste der am wenigsten genutzten Emojis anzusehen. Dort findet sich viel veraltete Technik wieder. Heute braucht zum Beispiel kaum jemand mehr das Disketten-Emoji 💾.
Karla-Jean v. Wissel: Emojis haben unserer textlichen Kommunikation eine neue visuelle Ebene hinzugefügt, die es ermöglicht, Stimmungen, Nuancen und Individualität schneller und manchmal präziser auszudrücken als mit Text allein. Obwohl sie Gestik und Mimik eines persönlichen Gesprächs nicht ersetzen können, bieten sie eine wertvolle Ergänzung. Sie können aber auch Missverständnisse hervorrufen, sowohl auf individueller als auch auf kultureller Ebene.
Die Beschäftigung mit Emojis und ihrem Einfluss auf unsere Kommunikation fördert ein grundlegendes Verständnis für Informatik und Medienkompetenz. Es ist wichtig, sich der Mechanismen der Online-Kommunikation bewusst zu sein, um verschiedene Perspektiven zu verstehen und kritisch gegenüber den kapitalistischen Strukturen und Monopolstellungen der Tech-Unternehmen zu bleiben. Dieses Bewusstsein trägt zu einem tieferen Verständnis unserer digitalen Umwelt bei und stärkt die Fähigkeit, sich kompetent und reflektiert in dieser Welt zu bewegen.
Karla-Jean v. Wissel:
🙂🫧🔬💭💡🌱
oder so:
🤓📔🫖🛋️🕐🕑🕒🕓🕔🕕🕖🕗🕙🕚🕛🕜🕝🕞🕟🕠🕡🕢🕣🕤🕥🕦🕧
Dann habe ich endlich mal eine Möglichkeit gefunden, ALLE Uhr-Emojis zu nutzen.
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Michelle
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