Informatische Grundbildung - Keine Ahnung von 0 und 1?

Informatische Grundbildung – Keine Ahnung von 0 und 1?

Grundkenntnisse im Bereich Informatik vermitteln – ohne vorher jemals mit Informatik in Berührung gekommen zu sein. Vor dieser Herausforderung stehen aktuell viele Lehrer und Lehrerinnen in ganz Deutschland. Viele Lehrkräfte haben verständlicherweise Berührungsängste bei diesem Thema.

Die beiden Lehrerinnen Anika Kirsch und Julia Frei haben sich ganz eigenständig ein Basiswissen im Bereich der informatischen Grundbildung angeeignet. Mittlerweile geben sie dies nicht nur im Unterricht an ihre Schüler*innen mit Begeisterung weiter, sondern teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen auch mit anderen Lehrkräften in Workshops. In diesem Gastbeitrag berichten die beiden von ihren Erfahrungen und ihren ersten Schritten im Bereich der Informatik und zeigen, dass man dazu nicht unbedingt seinen Namen im Binärcode schreiben können muss.

„Im Herbst 2017 hatten wir die Idee, ein schuleigenes Fach zum Thema “Medien und Mehr” umzusetzen, da an unserer Schule (noch) nicht alle Kolleginnen und Kollegen die von der KMK geforderten Kompetenzen in der digitalen Welt vermitteln können, wir aber einen Weg finden wollten, die gesamte Schülerschaft zu erreichen. Neben allgemeinen Themen der Medienkompetenz stehen auf dem selbst erarbeiteten Lehrplan auch Coding-Projekte und Elemente der informatischen Bildung. Nur mangelte es an einer Informatik-Lehrkraft. Also mussten wir uns selbst der Sache annehmen. Unserer Fächer sind eigentlich im kulturwissenschaftlichen und sprachlichen Bereich angesiedelt.

Beim Besuch der Konferenz Mobile.Schule in Oldenburg im März 2018 stießen wir auf das Angebot von Fobizz. Nach den ersten Fortbildungen zu digitalen Elementen im Unterricht wagten wir uns thematisch an die informatische Grundbildung, auch wenn wir von 0 und 1 so überhaupt keine Ahnung hatten. Aber zum neuen Schuljahr standen Coding-Projekte für die Schüler mit Calliope, Scratch und Makey Makey auf dem selbst geschriebenen Plan. Das hatten wir uns selbst “eingebrockt”. Das Schöne: Man konnte sich bei Fobizz in einem “sicheren Raum” bewegen, ohne sich vor jemandem zu blamieren und die Anleitungen so oft anschauen, wie es eben nötig war, bis man die Grundzüge des Programmierens verstanden hat, ohne andere Workshop-Teilnehmer aufzuhalten. Und ganz ehrlich? So schwer, wie wir uns das gedacht haben, war es letzten Endes gar nicht. Der kleine Calliope hat recht schnell das gemacht, was wir wollten und unsere Schülerinnen und Schüler waren begeistert und motiviert, nachdem wir ihnen die Möglichkeiten von Scratch zeigen konnten und haben gleich wild drauf los programmiert.

Mittlerweile haben die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 eigene Programmier-Projekte entwickelt und führen sie mit unseren 5er Klassen durch. Und wir durften sogar am 1. Tag des Informatikunterrichtes an der Universität des Saarlandes unser Wissen weitergeben. Und ganz im Ernst, hätte uns das jemand vor einem Jahr gesagt, wir hätten ihn vermutlich ausgelacht.

Als Nächstes möchten wir lernen, wie man Apps programmiert, denn das wird das Projekt für unsere Schülerinnen und Schüler in Klassenstufe 10 im nächsten Schuljahr sein.

Das Wichtigste ist aber wohl, dass man einfach authentisch bleibt. Natürlich gibt es Schüler, die im Bereich der Informatik bereits jetzt schon mehr drauf haben als wir. Aber dann muss man als Lehrperson einfach so ehrlich sein und das dann auch zugeben.“

Anika Kirsch ist als Lehrerin für die Fächer Englisch, Deutsch, Kunst und Medienkompetenz an der Gemeinschaftsschule Eichenlaubschule im Saarland tätig. Ihr Unterricht findet vorzugsweise projektbasiert und schülerorientiert statt. Oft müssen ihre Schülerinnen und Schüler für kreative neue Unterrichtsideen als Versuchskaninchen herhalten. Zudem hat sie die Qualifizierung Medienberaterin des Saarlandes im Rahmen der Medienscoutausbildung erworben. Ihr Motto: Hab ich noch nie gemacht, also muss es klappen!

Julia Frei arbeitet als Lehrerin für die Fächer Religion, Gesellschaftswissenschaften, Bildende Kunst, Medienkompetenz und Arbeitslehre an der Eichenlaubschule Weiskirchen im Saarland. Projektarbeit, Förderung von Kommunikation/Kreativität/kollaborativem Arbeiten und die Öffnung/Umgestaltung des Unterrichts durch Lehren und Lernen mit und über digitale Medien besonders ist ihr besonders wichtig. Ihr Motto: Einfach mal machen, könnte gut werden.

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