Liebe Kati, vor einigen Monaten hattest du die Gelegenheit, an einer Bildungsreise in Dänemark teilzunehmen. Wie bist du dazu gekommen?
Kati Ahl: Das Forum BD hatte mit Jacob Chammon schon 2021 eine Bildungsreise mit der KMK organisiert und darüber berichtet, wie verändertes Lernen mit einer fortgeschrittenen Digitalisierung an dänischen Schulen einhergeht. Das hat mein Interesse geweckt! Seitdem habe ich mich über das dänische Schulsystem informiert und auf die richtige Gelegenheit gewartet, um mir auf einer solchen Reise ein eigenes Bild zu machen. Letztes Jahr kam sie dann:
Der Schulleiter Gert Mengel aus Rostock hat mich mit dem Dänen Lasse Christiansen, dem Chef von Leba Innovation vernetzt, weil er Bildungsreisen an innovative dänische Schulen organisiert. Das war ein Glücksfall! Dann habe ich mich bei fobizz in Mobile Reporting fortgebildet, um die Reise in kleinen Videoclips zu dokumentieren.
In Bezug auf die häufig diskutierten Innovationen und Fortschrittlichkeiten in den Schulen skandinavischer Länder: Was hat dich dazu bewogen, gerade Dänemark genauer unter die Lupe zu nehmen?
Kati Ahl: Dänemark schneidet in internationalen Rankings sehr gut ab. Besonders wenn man nicht nur auf PISA schaut, sondern auch auf die Zukunftskompetenzen. Harvard-Professor Charles Fadel, Experte für 21.Century Skills und AI und Gründer des Center for Curriculum Redesign, hält PISA nicht mehr für aussagekräftig und sieht Dänemark in den Zukunftskompetenzen an erster Stelle. Das hat sich in meinen Recherchen bestätigt! Dänemarks Bildung formuliert als oberstes Ziel die Zukunftsorientierung der Schulen. Das verändert natürlich den Blick auf Unterricht und Schule sehr. Verglichen mit Deutschland: Auch hier gibt es innovative Schulen, die Zukunftsorientierung besonders in den Fokus nehmen. Aber eine bundesweite Ausrichtung auf zukunftsorientierte Bildung fehlt!
Auf deiner Webseite habe ich bereits das Video über die Impulse deiner Bildungsreise gesehen, in dem du verschiedene Schulen und Lernorte besucht hast. Welche Aspekte haben dich dabei am meisten überrascht und beeindruckt?
Kati Ahl: Neben der Zukunftsorientierung ist Wellbeing landesweites Ziel der pädagogischen Arbeit. In jährlichen Befragungen wird ermittelt, wie es um Trivsel steht, also das Wohlergehen der Schüler*innen. Es gibt Handlungspläne und Rankings, das fand ich sehr überraschend! Während wir vielleicht Abitur-Notendurchschnitte vergleichen oder die Quote der Schulabbrecher:innen leider immer wieder bemängeln, wird dort genau geschaut, wie es den Lernenden geht und was zu tun ist, wenn es ihnen nicht gut geht. Das würde ich mir für Deutschland wünschen.
Makerspaces und innovative Schulen gibt es ja dort wie hier. Besonders neu war für mich aber die Haltung des MakerMindsets. Vieles, was fehlt, wird einfach selbst entwickelt und mit 3D-Druckern oder Lasercuttern selbst hergestellt – wie zum Beispiel der Handy-Parkplatz, der im Makerspace hergestellt und in der Klasse der Laeringhuset täglich genutzt wird. Diese Haltung des Problemlösens war auffällig.