Im Interview mit Kathrin Termin, tätig in der Lehrerausbildung im Lehrstuhl Religionspädagogik an der Ruhruniversität Bochum, erfährst du, wie du mit dem iPad einen kompetenzorientierten Religionsunterricht gestalten kannst.
7. September 2023
„Als Lehrerin hat das iPad mir geholfen, mein didaktisches Repertoire zu erweitern, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und flexibel auf Schüler*innen-Äußerungen einzugehen und diese zu visualisieren.“
In deiner neuen Online-Fortbildung geht es um iPads im Religionsunterricht. Welche Möglichkeiten bietet das iPad für einen zeitgemäßen Religionsunterricht?
Kathrin Termin: Das iPad bietet vielfältige Möglichkeiten. Einerseits kann es von der Lehrkraft eingesetzt werden, um eine Bildbetrachtung mit erweiterten Funktionen durchzuführen oder eine interaktive Erkundung eines außerschulischen Lernortes vorzubereiten. Andererseits können die Schüler*innen mit dem iPad kreative und eindrückliche Lernprodukte erstellen, sodass gleichzeitig ihre Medienkompetenzen gefördert werden. Zudem wachsen Schüler*innen mit digitalen Medien auf, in ihrer Biografie spielen digitale Medien, wie Smartphones und/oder iPads eine wesentliche Rolle. Die Lebenswelt der SuS wird durch den Konsum von digitalen Medien bestimmt. Ein zeitgemäßer Religionsunterricht setzt iPads zielgerichtet ein, um Schüler*innen aus einer Konsumentenhaltung hin zu einer Produzentenhaltung zu bewegen und die vier Ks (Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken und Kommunikation) in den Fokus zu rücken.
Deine Online-Fortbildung orientiert sich an den vier Kompetenzbereichen des Religionsunterrichts: Urteils-, Methoden-, Deutungs- und Wahrnehmungskompetenz. Wie kann das iPad helfen, genau diese Kompetenzen zu fördern?
Kathrin Termin: Die Urteilskompetenz kann mittels einer angeleiteten Internetrecherche und empfehlenswerten Suchmaschinen für den Religionsunterricht gefördert werden und die SchülerInnen dazu befähigen, ihren erarbeiteten Standpunkt mithilfe der Rechercheergebnisse und dem iPad in einem Erklärfilm umzusetzen. Um die Methodenkompetenz zu fördern, kann das iPad für eine digitale Bildbetrachtung eingesetzt werden, sodass ein Kunstwerk gemeinsam kriteriengeleitet erschlossen und eine kreative Auseinandersetzung der Schüler*innen mit dem Bild ermöglicht wird, indem sie das Bild beispielsweise über die App Fotos mit Sprechblasen oder über die App ChatterPix mit ihrer eigenen Stimme zum Leben erwecken.
Die Deutungskompetenz kann durch die Arbeit mit biblischen Geschichten gefördert werden, indem die Schüler*innen die Geschichte über die App Keynote strukturieren oder sich alternative Szenarien zu einer biblischen Geschichte mithilfe der App Stopmotion überlegen.
Das Erkunden von außerschulischen Lernorte mit dem iPad fördert zudem die Wahrnehmungskompetenz und bietet zugleich die Möglichkeit, Eindrücke der Schüler*innen im Klassenraum zu präsentieren.
Kathrin Termin arbeitete als Grundschullehrerin und Fachleiterin in NRW. Sie bildet sich im Bereich des Einsatzes digitaler Medien in der Schule stetig fort und nutzt digitale Werkzeuge in ihren Veranstaltungen. Seit August 2020 ist sie an der Ruhruniversität Bochum in der Lehrerausbildung im Lehrstuhl Religionspädagogik tätig.
In deiner Online-Fortbildung stellst du zahlreiche Unterrichtsbeispiele vor. Kannst du uns eines dieser Beispiele näher beschreiben?
Kathrin Termin: Im Unterricht habe ich mit den Schüler*innen das Gleichnis vom reichen Kornbauern thematisiert. Es wurde herausgearbeitet, dass im Gleichnis erzählt wird, dass der Kornbauer zwar reich an Korn ist, aber nicht reich vor Gott. Im Unterricht kam daraufhin die Frage auf, was es bedeutet “Reich vor Gott zu sein?”. Die Schüler*innen haben sich anschließend in Gruppen intensiv mit dem Arbeitsauftrag beschäftigt, wie das Gleichnis verändert werden könnte, damit der Kornbauer reich vor Gott ist. Ihre Überlegungen haben sie mit passenden Materialien mit der App StopMotion umgesetzt und am Ende der Unterrichtsreihe präsentiert. Dabei sind sehr vielfältige und kreative Lösungen entstanden, die in einem nächsten Schritt auf Situationen in ihrer Lebenswelt übertragen wurden.
Welche Erfahrungen hast du selbst beim Einsatz des iPads im Religionsunterrichts gesammelt – sowohl aus deiner Sicht als Lehrerin, als auch aus Sicht deiner Schüler*innen?
Kathrin Termin: Als Lehrerin hat das iPad mir geholfen, mein didaktisches Repertoire zu erweitern, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und flexibel auf Schüler*innen-Äußerungen einzugehen und diese zu visualisieren. Die Schüler*innen sind immer hoch motiviert, wenn sie erfahren, dass in einer Unterrichtsstunde oder -reihe mit den iPads gearbeitet wird. Außerdem ist mir gerade bei Gruppenarbeiten aufgefallen, dass sich die Schüler*innen gegenseitig unterstützen und sehr wertschätzend auf die Lernprodukte ihrer Mitschüler*innen reagieren. Das wichtigste ist allerdings, sich zu trauen, das iPad oder bestimmte Apps einzusetzen und den Mut zu haben, neue Methoden mit den Schüler*innen auszuprobieren. Die Arbeit mit den iPads im Religionsunterricht ist ein gemeinsamer Lernprozess!
Online-Fortbildung:
iPads im Religionsunterricht
In dieser Online-Fortbildung lernst du, wie du iPads für einen kompetenzorientierten Religionsunterricht nutzen kannst.
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