Methoden und digitale Tools für differenzierte Sprachförderung und DaZ
In diesem Interview erklärt dir Grundschullehrerin Nataliya Levytska, was differenzierte Sprachföderung genau ist und wie du sie mit verschiedenen Methoden und Tools in deinem Unterricht umsetzten kannst.
“Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um die Neugierde auf Sprachen und Sprachenlernen sowie den Spaß daran zu wecken bzw. aufrechtzuerhalten.”
In deiner neuen Online-Fortbildung bei fobizz geht es um Mehrsprachigkeit und differenzierte Sprachförderung. Was verstehst du darunter?
Nataliya Levytska: Differenzierte Sprachförderung zielt darauf ab, die sprachliche Entwicklung von Kindern individuell und zielgerichtet zu unterstützen und ist vor allem dann wichtig, wenn Kinder mit unterschiedlichen Sprachniveaus und -fähigkeiten in einer Klasse zusammenkommen, was vor allem in den Grund-, Förder- und Mittelschulen der Fall ist.
Es ist zunehmend üblich, dass Menschen in der globalen Arbeitswelt mehrere Sprachen sprechen müssen, um erfolgreich zu sein. Allerdings ist das Verhältnis zur Mehrsprachigkeit in Deutschland sehr ambivalent und wird oft nicht als Geschenk, sondern als eine schwierige Herausforderung wahrgenommen, die bewältigt werden muss.
Wie kann man Mehrsprachigkeit in der Schule und im Klassenzimmer sichtbar machen?
Nataliya Levytska: Durch die Gestaltung des Schulhauses oder des Klassenzimmers, z.B. durch mehrsprachige Sprechblasen oder durch die Erstellung der Sprachenportraits anstatt von “klassischen” Steckbriefen. Mehrsprachigkeit sollte auch fächerübergreifend in den Unterricht eingebunden werden, z.B. durch kontrastiven Sprachvergleich, Nachschlagen der unbekannten Begriffe in den Familiensprachen der Kinder im Fachunterricht oder durch das Führen eines Sprachenportfolios, in denen die Fortschritte beim (Fremd)Sprachen lernen dokumentiert werden.
Nataliya Levytska studierte das Grundschullehramt mit den Fächern Sozialkunde, Deutsch, Mathematik und Kunst sowie, als zwei weitere Zusatzfächer, DAZ und Medienpädagogik. Sie unterrichtet am liebsten jahrgangsgemischte Sprachlernklassen und leitet eine Medien-AG im Rahmen des Ganztages, auch wenn die Lehre an der Universität Augsburg für eine Weile im Vordergrund stand. Weitere Schwerpunkte, die sie interessieren und beschäftigen sind: Mehrsprachigkeit, Schulwandel in der Kultur der Digitalität, agile Didaktik sowie innovative und zeitgemäße Unterrichts- und Lernmethoden mit unterschiedlichen Medien im Allgemeinen sowie im Sprachunterricht im Besonderen. Dabei teilt sie ihre Expertise und ihr Wissen sowohl bei zahlreichen Fortbildungen, Barcamps und Konferenzen als durch Buch- bzw. Blogveröffentlichungen.
Warum regst du in deiner Online-Fortbildung dazu an, Sprachunterricht aus der Perspektive der Mehrsprachigkeit neu zu denken?
Nataliya Levytska: Mehrsprachigkeit ist zwar allgegenwärtig, dennoch herrschen viele Vorurteile darüber. Gewisse Verhaltensmuster tragen dazu bei, dass die bildungsbedingte Mehrsprachigkeit in unserer Gesellschaft angesehen ist, allerdings wird gleichzeitig die migrationsbedingte Mehrsprachigkeit wenig geschätzt. Dabei sind die Sprachen ein sehr wichtiger Schlüssel zur Welt, und deshalb sollte Mehrsprachigkeit als Chance bzw. ein Geschenk und nicht als schwierige Herausforderung behandelt werden. Mit einigen Ideen & Tipps, Tools & Methoden möchte ich dazu beitragen, diese Vorurteile zu entkräften und der Mehrsprachigkeit der Lerner mehr Raum zu geben.
In deiner Online-Fortbildung zeigst du vielfältige Beispiele für eine differenzierte Sprachförderung auf Wort-, Satz- und Textebene. Wodurch zeichnen sich diese Beispiele aus?
Nataliya Levytska: Diese Beispiele sind praxiserprobt und überwiegend ritualisiert, machen den meisten Schülerinnen und Schülern Spaß, sind anschaulich und durch die zahlreichen Visualisierungen für die meisten Lerner begreifbar.
Und zum Abschluss: Welche Tipps kannst du Lehrkräften mit an die Hand geben, um die Neugierde ihrer Schüler*innen auf Sprachen und das Sprachenlernen zu wecken bzw. aufrecht zu erhalten?
Nataliya Levytska: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Neugierde auf Sprachen und Sprachenlernen sowie den Spaß daran zu wecken bzw. aufrechtzuerhalten. Beispiele für solche Möglichkeiten sind: Das Einbinden der Familiensprachen der Kinder in den Unterricht sowie die kontrastiven Sprachvergleiche, bei denen die Kinder in die Rolle von Detektiven schlüpfen, um gewisse Gemeinsamkeiten oder grammatikalische Regeln zu entdecken. Auch die Nutzung von spannenden Materialien und authentischen Medien, die die Schülerinnen und Schüler interessieren. Sogar Vokabeln auswendig lernen kann Spaß machen, wenn man es spielerisch und interaktiv z.B. mit Hilfe von Wortkarten einübt. Auch Wortspiele, Rätsel und Quiz können im Sprachunterricht motivierend sein.
Online-Fortbildung:
Methoden und digitale Tools für differenzierte Sprachförderung und DaZ
In dieser Fortbildung lernst du, verschiedene Methoden und Tools für die differenzierte Sprachförderung kennen und im Unterricht anzuwenden.