Stress im Schulalltag mit Achtsamkeit begegnen
In diesem Interview erklärt dir Gymnasiallehrerin Alexandra Andersen, wie du mit Stress in deinem Lehrer*innen-Alltag umgehst und ihn mithilfe verschiedener Methoden reduzieren kannst.
„Durch eine achtsame Haltung gelingt es, wahrzunehmen und zu erkennen, was ich fühle und brauche.“
In deiner neuen Online-Fortbildung bei fobizz geht es darum, wie man Stress im Schulalltag mit Achtsamkeit begegnet. Warum ist Achtsamkeit hierfür so wichtig?
Alexandra Andersen: Durch eine achtsame Haltung gelingt es, wahrzunehmen und zu erkennen, was ich fühle und brauche. Dabei verurteile ich mich nicht für meine momentane Situation, sondern lerne, sie mitfühlend und wohlwollend anzuerkennen. Erst dann, wenn ich bereit bin hinzuschauen und wirklich im Moment ankomme, habe ich die Möglichkeit, damit Frieden zu schließen und mit dieser Bewusstheit mein Leben zu gestalten. So kann ich stressigen Situationen auf neue Weise begegnen, anders damit umgehen und so den Stresslevel abbauen.
Wie können Lehrer*innen in ihrem Alltag zwischen positivem und negativem Stress am besten unterscheiden?
Alexandra Andersen: Es ist eine Gratwanderung – denn positiver Stress kann schnell zu negativem werden. Solange ich merke, dass ich begeistert bin, mich die Endorphine für meine Unterrichtsvorbereitung und meinen Unterricht beflügeln und mir die Arbeit Energie schenkt, befinde ich mich im positiven Stress. Diese Balance zwischen Geben und Nehmen zu wahren, ist die große Kunst. Sobald mein Tun mir Kraft raubt, ich angespannt bin und unter Strom stehe, mich erschöpft und ausgelaugt fühle, ist die Situation gekippt und ich bin in den negativen Stress gerutscht. Dies gilt es zu erkennen und mir selbst gegenüber zuzugeben – und genau an diesem Punkt ist die freundliche Achtsamkeit so wichtig.
Alexandra Andersen ist Spezialistin für das Thema Achtsamkeit und bringt dieses mit viel Leidenschaft und Engagement ins Bildungswesen. Sie hat als Gymnasiallehrerin das Fach „Lernen mit Achtsamkeit“ entwickelt und gibt das Konzept auch als Fortbildung an Pädagog*innen weiter. Als MBSR-Lehrerin, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Lu Jong Yoga-Lehrerin bietet sie Seminare und Kurse auch außerhalb der Schule an. Sie ist Autorin des Buches »Achtsamkeit im Unterricht«.
Wie baut man Achtsamkeitsübungen wie beispielsweise Meditationen bestmöglich in einen vollen Schulalltag ein?
Alexandra Andersen: Ganz kurz: regelmäßig und in kleinen Schritten. Damit möchte ich sagen, dass es wichtig ist, sich eine Achtsamkeitsroutine anzueignen, die zu der jeweiligen Person passt. Es sollte eine Übung sein, die Freude macht und an die ich mich jeden Tag (am besten mehrmals) gerne erinnere und somit auch durchführe. Eine Meditation muss nicht immer eine halbe Stunde dauern. Es genügt, wenn ich mitten im Schultag immer mal wieder innehalte und mich mit dem Atem verbinde – das kann im Schulhaus sein, wenn ich von einer Klasse zur anderen gehe, das kann aber auch ganz bewusst vor dem Computer sitzend sein, wenn ich für einen Moment die Augen schließe und mir des Atems bewusst werde, ihn beobachte und so für diesen wertvollen Moment in mir ankomme. Es geht letztlich darum, dass ich mich immer wieder daran erinnere und es auch wirklich mache. Denn nur durch dieses Training – des ständigen Wiederholens, wie beim Vokabel lernen – können wir die Wirksamkeit auch wirklich spüren.
„Eine Meditation muss nicht immer eine halbe Stunde dauern. Es genügt, wenn ich mitten im Schultag immer mal wieder innehalte und mich mit dem Atem verbinde.“
Und zum Abschluss: Was ist deine persönliche Lieblingsübung zur Stressprävention?
Alexandra Andersen: Meine persönliche Lieblingsübung zur Stressprävention ist lachen, tanzen und eine Dankbarkeitspraxis!
Online-Fortbildung:
Stress im Schulalltag mit Achtsamkeit begegnen
In dieser Fortbildung lernst du verschiedene Methoden zur Stressprävention kennen und mit Stress im Schulalltag umzugehen.