Barcamps in der Schule: Bildung weiterdenken
Barcamps in der Schule sind eine große Bereicherung für Schüler*innen, zum Beispiel zur Abiturvorbereitung. Aber auch für Lehrer*innen eignen sich Barcamps hervorragend, um sich im Kollegium fortzubilden und auszutauschen. Hendrik Haverkamp und Yvonne Bansmann erzählen im Interview, was Barcamps eigentlich genau sind und wie sie diese einsetzen.
„Ein Barcamp ist eine sogenannte Unkonferenz. „
Ihr habt bereits zum zweiten Mal Barcamps im Rahmen der Abiturvorbereitung eurer Schüler*innen veranstaltet. Was sind Barcamps genau und wie läuft ein Barcamp ab?
Hendrik Haverkamp und Yvonne Bansmann: Ein Barcamp ist eine sogenannte “Unkonferenz”. Das bedeutet, eine partizipativ organisierte Veranstaltung ohne ein vorab festgelegtes Programm mit festen Sprecher*innen. Prinzipiell ist jede*r Teilnehmer*in auch Sessiongeber*in und die Inputs variieren von kurzen Inputs bis hin zu Fragestellungen und Diskussionen, die gemeinsam entwickelt werden. Barcamps laufen nach einem bestimmten Muster ab. Zu Beginn begrüßen die Veranstalter*innen alle Teilnehmer*innen und stellen sowohl den organisatorischen Rahmen als auch die Zielsetzung des Barcamps vor. Im Anschluss wird der Sessionplan offen und für alle ersichtlich erstellt. Alle Teilnehmer*innen, die eine Session geben möchten, stellen sich kurz vor und wenn möglich fassen sie ihre Session in drei Hashtags vor. Bei der Erstellung der Sessions gibt es keine Hierarchie und auch keine Bevorzugung von Personen, die sich vielleicht schon einen Namen zu dem Thema des Barcamps gemacht haben. Nachdem der Sessionplan erstellt worden ist, beginnen die Barcamp Workshops. Ein Barcamp endet mit einer Abschluss- bzw. Feedbackrunde. Ein Barcamp kann sich über einen Tag oder über mehrere Tage erstrecken, je nach Vorgabe der Veranstalter*innen.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie nehmen Schüler*innen dieses Angebot an?
Wir haben in diesem und im letzten Schuljahr mehrtägige Barcamps zur Abiturwiederholung durchgeführt. Da das Feedback der Schüler*innen durchweg sehr positiv war, haben wir dieses Format in diesem Jahr von zwei auf vier Tage ausgedehnt und werden es auch im nächsten Schuljahr für die Abiturwiederholung einsetzen. Besonders positiv wurde von den Schüler*innen hervorgehoben, dass sie sich die Inputs ohne Vorgaben aussuchen konnten, die sie für ihre persönliche Vorbereitung benötigten sowie die Bandbreite der Angebote und der Sessiongeber*innen. Darüber hinaus wurden die fehlenden Anwesenheitskontrollen als sehr angenehm empfunden.
Yvonne Bansmann ist Koordinatorin für projektorientiertes und personalisiertes Lernen am Evanglisch Stiftischen Gymnasium und unterrichtet die Fächer Englisch, Spanisch und WMK (=Wirtschaft, Medien, Kultur). Als Referentin für die DAPF, die ZfA, für Designed Education u.a. liegt der Schwerpunkt ihrer Fortbildungs- und Moderationstätigkeit im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Hendrik Haverkamp ist Koordinator für Digitalität am Evangelisch Stiftischem Gymnasium Gütersloh und Lehrer für die Fächer Deutsch und Sport. Als Referent für die DAPF, die ZfA, für designed education u. a. liegt der Schwerpunkt seiner Fortbildungs- sowie Moderationstätigkeiten im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung unter den Bedingungen der Digitalität. Seit Januar 2021 ist er Vorsitzender des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur.
„Wir haben Barcamps sowohl für die Weiterbildung der Lehrkräfte, als auch für den Austausch zu bestimmten pädagogischen Themen eingesetzt.“
Barcamps sind auch im Bildungsbereich mittlerweile ein beliebtes alternatives Format. Könnt ihr die Veranstaltung eines Barcamps auch für Lehrkräfte empfehlen, um sich gegenseitig weiterzubilden?
Auf jeden Fall. Wir haben Barcamps sowohl für die Weiterbildung der Lehrkräfte als auch für den Austausch zu bestimmten pädagogischen Themen eingesetzt. Die Resonanz hat uns gezeigt, dass wir damit auf einem guten Weg sind und die Lehrkräfte besser motivieren können, sich aktiv einzubringen.
Was sind eure Tipps für Lehrer*innen, die zum ersten Mal ein Barcamp veranstalten wollen?
Lasst euch ein und genießt das neue Format. Seid tolerant, wenn mal eine Session nicht euren Vorstellungen entspricht. Ihr habt ja jederzeit die Möglichkeit, eine Session, die euch nicht gefällt, zu verlassen und an einer anderen Session teilzunehmen. Seid so aktiv wie möglich und versucht eine Session zu geben. Man kann nur gewinnen. Hilfreich ist es, wenn man selbst vorher ein Barcamp besucht hat, dann kennt man die Abläufe und hat eine bessere Übersicht bei der Planung. Man findet aber auch mittlerweile viele Ratgeber im Netz, die einen Anfänger bei der Barcampplanung unterstützen.
Könnt ihr bestimmte (digitale) Tools oder Techniken empfehlen, die bei der Barcamp-Planung und Organisation helfen?
Wir haben die digitale Plattform https://barcamps.eu für unsere Barcamps genutzt und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Bei online Barcamps haben wir zusätzlich ein shared document eingesetzt, damit alle Sessiongeber*innen ihre Links zu den Videokonferenzen eintragen konnten.
Aktuell findet der Unterricht im Hybridmodell oder komplett online statt. Ist es eurer Meinung nach auch sinnvoll, Barcamps online zu veranstalten?
Wir haben Barcamps sowohl hybrid, in Präsenz und komplett online durchgeführt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dieses Format in allen Formen gut funktioniert. Hybrid ist es allerdings technisch etwas aufwändiger und es sollten zwei Moderatoren*innen eingesetzt werden, weil ein*e Moderator*in mit allen Aufgaben überfordert ist.
Online-Fortbildung:
Digitale Werkzeuge für den Unterricht:
In dieser Online-Fortbildung lernst du praktische digitale Tools kennen, die deinen Unterricht bereichern und neue Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung bieten.