Burnout-Prävention: Selbstanalyse und Routenplanung
In diesem Interview erklärt dir Pädagogin und stellvertretende Schulleiterin Christiane Canstein, was Burnout genau ist, wie man es erkennt und was man dagegen tun kann.
„Eine meiner persönlichen Learnings: “I GO FIRST!“
In deiner neuen Online-Fortbildung bei fobizz geht es um Burnout Prävention. Was genau versteht man eigentlich unter Burnout?
Christiane Canstein: Das ist komplex. Burnout ist keine eigene definierte Krankheit, sondern ein Syndrom, welches sich aus verschiedenen, individuell unterschiedlich ausgeprägten Symptomen zusammensetzen kann. Das macht eine eindeutige Diagnose so schwierig.
Mit die häufigsten Beschwerdebereiche als Anzeichen für das “Ausgebrannt sein” sind: Erschöpfung, Entfremdung, verringerte Leistungsfähigkeit, aus einer andauernden Belastung wird schließlich eine Überforderung.
Wenn ich nun weiß, was Burnout genau ist, wie erkenne ich, ob ich vielleicht selbst davon betroffen bin?
Christiane Canstein: Es ist so wichtig, auf seinen Körper und dessen Signale zu hören, denn dieser beginnt rechtzeitig Alarmsignale zu senden. Häufig überspielen wir diese jedoch, wollen sie nicht wahrhaben oder ordnen sie in einen anderen Kontext ein. Das können anfänglich Kopfschmerzen sein, die sich aber nach und nach zu einer Migräne entwickeln. Auch häufige Infekte, Müdigkeit, Verspannungen können erste Anzeichen sein. Manchmal spiegelt sich unsere Erschöpfung auch in unserer Sprache wieder:
Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich so leer. Mir wächst alles über den Kopf. Ich kann das nicht mehr hören.
Achtsam mit sich sein, sich Pausen gönnen um abzuschalten und wieder zu Energie zu kommen können erste Maßnahmen sein.
Christiane Canstein ist Pädagogin für Mathematik, Musik und Chor und seit fünf Jahren stellvertretende Schulleiterin an einem Hamburger Gymnasium. Ihr persönliches Interesse gilt u.a. den Bereichen Kommunikation und persönliche Weiterentwicklung. Während der Coronapandemie absolvierte Christiane Canstein erfolgreich ihr Fernstudium zum „Personal- und Businesscoach“ und ließ sich von Dr. Mirriam Prieß zusätzlich zum „Burnoutcoach nach dem Dialogprinzip“ ausbilden.
Bei der Burnout Prävention geht es in deiner Fortbildung darum, die Balance wieder zu finden. Was ist damit für dich gemeint?
Christiane Canstein: Wir können nicht verhindern, dass wir privat und beruflich vor Herausforderungen stehen. Aber wir haben einen Einfluss darauf, wie wir damit umgehen und ob sie für uns zur Krise werden. Jedes “sich aufregen über etwas”, jeder Konflikt kostet uns Kraft. Unser Energiehaushalt ist nicht unendlich und so sind wir auch dafür verantwortlich, unseren Energiespeicher wieder aufzufüllen und die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen gut im Blick zu behalten. In der Fortbildung gehe ich auch auf die verschiedenen Rollen ein, die wir tagtäglich einnehmen, und in denen wir unterschiedlich agieren bzw. auch funktionieren.
Diese setze ich auch in den Zusammenhang mit unseren sechs Lebensbereichen, zwischen denen wir eine Balance herstellen sollten: wenn ich mich voll und ganz für die Schule und meinen Job als Lehrkraft hingebe, so bleibt oft keine Zeit mehr, um meine sozialen Kontakte zu pflegen oder mich um meine Gesundheit und meine Familie zu kümmern. Von Hobbies einmal ganz zu schweigen. So gerät das Gleichgewicht aus Geben und Nehmen, aus Funktionieren und Leben aus der Balance. Und auf eben diese Notwendigkeit möchte ich in der Fortbildung aufmerksam machen.Dies ist jedoch ein Balanceakt, der niemals endet (auch nicht mit einer Fortbildung zum Thema Burnoutprävention), und sich täglich wieder neu einpendeln muss.
Und zum Abschluss: Was für praktische Übungen empfiehlst du, um Burnout vorzubeugen?
Christiane Canstein: Eine meiner persönlichen Learnings: “I GO FIRST!” Ich weiß, das klingt egoistisch und arrogant. Aber mal ehrlich: wenn ich immer nur für andere Menschen da bin und meine eigenen Bedürfnisse regelmäßig ignoriere, kann ich mich auf Dauer daran erschöpfen. Meinen Schüler*innen kann ich nur ein gesundes Vorbild sein, wenn ich mich aktiv um meine eigene Gesundheit und mein Wohlbefinden kümmere. Für meine Familie gilt das ähnlich.
Diese Einstellung hat mich u.a. auch darin gestärkt meine eigenen Grenzen zu kennen und sie ggf. durch ein klares NEIN oder STOPP nach außen zu kommunizieren.
Daneben habe ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv im Rahmen von Coachings und Weiterbildungen mit mir selbst beschäftigt und auseinandergesetzt. Diese andere Perspektive hat mir richtig gut getan und war ein tolles Invest in meine persönliche Weiterentwicklung sowie meine mentale Gesundheit. Das kann ich nur weiterempfehlen!
Online-Fortbildung:
Burnout-Prävention: Selbstanalyse und Routenplanung
In dieser Fortbildung lernst du, woran genau man ein Burnout erkennt und es präventiveren kannst.