Digitale Tools im Politikunterricht
Im Interview mit Gymnasiallehrer Christian Bachmann bekommst du erklärt, wie du verschiedene digitale Tools sinnvoll in deinem Politikunterricht einsetzen kannst.
Im Interview mit Gymnasiallehrer Christian Bachmann bekommst du erklärt, wie du verschiedene digitale Tools sinnvoll in deinem Politikunterricht einsetzen kannst.
In deiner Online-Fortbildung geht es um digitale Tools für den Politikunterricht und andere sozialwissenschaftliche Fächer. Der Politikunterricht zielt ja vor allem auf die aktive Lebensgestaltung der Schüler*innen in der Gesellschaft ab. Wie können digitale Tools dabei helfen?
Christian Bachmann: Ein zentrales Ziel im Politik- und SoWi Unterricht ist die Mündigkeit, also die Fähigkeit, sich gesellschaftlich zu orientieren, urteilsfähig zu sein und Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. Während aber der Alltag für viele Menschen immer digitaler wird, sind entsprechende Kompetenzen Jugendlicher außerhalb von Spielen und Social Media eher gering ausgeprägt, was die Orientierung in der Gesellschaft erschwert. Der ungefilterte Zugang zu Information bietet im Unterricht die Möglichkeit, Zusammenhänge mit Hilfe von authentischen Quellen zu entdecken und deren Richtigkeit zu hinterfragen. Informative Sicherheit, Erkennen von Fake News und politischer Manipulation wären hier beispielsweise zentrale Aspekte.
Die Urteilsfähigkeit wird durch Erkunden der Realität aus unterschiedlichen Perspektiven, z.B. durch Erstellen eigener Umfragen oder durch die Entscheidungssituation in Spielen gestärkt. Immersives Lernen mit Virtual Reality oder der Austausch über Videokonferenzen schafft einen anschaulichen und persönlichen Zugang zu Themenfeldern und KI kann zum ständigen Unterstützer auch derer werden, die durch das Elternhaus weniger Unterstützung erfahren.
Kollaborative Medien schaffen mehr Teilhabe an Unterricht und Gesellschaft und zeigen eigene Einflussmöglichkeiten auf. Ergänzend fördern beispielsweise Barcamps oder Simulationsspiele verantwortungsbewusstes gesellschaftliches Handeln.
Christian Bachmann: Fachlich gliedert sich die Fortbildung in die Bereiche Sozialwissenschaftliche Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Beurteilungskompetenz, Orientierungskompetenz und Handlungskompetenz. Die Sachkompetenz beinhaltet die nachhaltige Aneignung von Grundlagenwissen als Basis zur Beurteilung von Sachverhalten. Methodenkompetenz beinhaltet einerseits wissenschaftspropedeutische Wege des Wissenserwerbs, andererseits aber auch Methoden der Mediengestaltung. Ziel der Beurteilungskompetenz ist es, durch Abwägen zu einem differenzierten Urteil zu gelangen. Orientierungskompetenz heißt einerseits, sich im Fach und seiner Systematik zurechtzufinden, aber auch, sich durch den Politik- und Sowi-Unterricht in der Gesellschaft orientieren zu können. Die Handlungskompetenz beinhaltet auch zwei Aspekte, zum einen das simulative Handeln, bei dem z.B. in Planspielen reale Situationen nachgestellt werden und das reale Handeln, z.B. in Auseinandersetzung mit Politiker*innen.
Über die Fachkompetenzen hinaus kommen aber auch die 4K, also Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken als überfachliche Zukunftskompetenzen in der Fortbildung zum Tragen.
Christian Bachmann: Einfach zu handhaben und stark in der Wirkung sind beispielsweise kollaborative Tools, wie digitale Pinnwände. Sie unterstützen häufig Unterrichtsszenarien, in denen nicht alle Schüler*innen dasselbe tun. So lassen sich Themen strukturiert aufteilen und Ergebnisse dokumentieren. Vielfältige Informationskanäle bieten einen differenzierten und authentischen Zugang zu Sachwissen und zeigen fachliche Zusammenhänge auf. Mit Virtual Reality und Videokonferenzen lassen sich “Raum und Zeit” überbrücken, z.B. in der Auseinandersetzung mit einer Konfliktregion, dem Thema Flucht und Migration oder durch eine Videokonferenz mit einem Entwicklungsprojekt. Schüler*innen gewinnen so einen differenzierten und authentischen Eindruck der Problematik vor Ort.
Auch Umfragen, z.B. zum Medienkonsum oder zu aktuellen politischen Streitfragen können Orientierung schaffen. Quizze können neben ihrem stark motivierenden Charakter gut zur Urteilsbildung beitragen. Gleiches gilt für das Gestalten von Lernprodukten wie Memes, Podcasts oder Filmen, bei denen es darauf ankommt, eine klare Argumentationsstruktur auszuarbeiten und wichtiges von weniger wichtigem zu unterscheiden. Die thematische Auseinandersetzung mit Hilfe von KI führt vor allem dazu, ein Thema im wahrsten Sinne des Wortes gut zu hinterfragen. Simulatives Handeln wird beispielsweise durch Serious Games, Breakout Edus oder Simulationsspiele, reales Handeln durch Produkterstellung oder EduBreakouts gefördert.
Christian Bachmann: Positive. Ich habe den Eindruck, medial im Politik- und Sowi-Unterricht zu arbeiten macht Schüler*innen eher hungrig als satt, es fördert die Neugierde und eröffnet Möglichkeiten, sich selbst zu informieren und zu entwickeln. Der Blick für Informationswege, für richtige und falsche Informationen wird geschärft, kritisches Hinterfragen zur Routine. Die abwechslungsreiche Arbeitsweise fördert eine positive Arbeitshaltung und stützt die Dynamik in der Lerngruppe. Wie nebenbei lernen die Schüler*innen Arbeitstechniken, die ihr zukünftiges Berufsleben voraussichtlich prägen werden. Die größte Stärke besteht aus meiner Sicht aber darin, dass Schüler*innen verstärkt die Möglichkeit erhalten, ihre Stärken und Interessen mit in den Unterricht einzubringen, was ihre Neugierde, ihr Selbstbewusstsein, vor allem aber ihre individuelle Entwicklung fördert.
In dieser Online-Fortbildung bekommst du einen Überblick über digitale Tools für den Politikunterricht und andere sozialwissenschaftliche Fächer.