„Haben wir immer so gemacht“ war gestern
Teamarbeit, Experimentierfreude und Raum für Weiterentwicklung – dies macht die Johann-Walling-Schule in Borken aus. Im letzten Jahr absolvierten die Lehrkräfte über 246 Fortbildungsstunden in 85 unterschiedlichen Fortbildungen – für diese herausragende Leistung wurde die Schule von fobizz ausgezeichnet. Wir haben Markus Böggemann, Medienbeauftragter und First-Level-Support der digitalen Endgeräte, zum Interview getroffen.
Herr Böggemann, Ihre Schule hat im letzten Jahr 246 Fortbildungsstunden in 85 unterschiedlichen Fortbildungen absolviert. Wie hat Ihre Schule die vielfältigen Fortbildungsangebote genutzt und in den Schulalltag integriert?
Wir waren ja wie alle Schulen recht plötzlich mit der Situation konfrontiert, Schüler*innen in Distanz unterrichten zu müssen. Bei diesem Sprung ins kalte Wasser haben wir uns für den Kopfsprung entschieden. Uns kam zugute, dass wir im Vorfeld mit Hilfe der Medienberater des Kreises Borken schon ein sinnvolles Medienkonzept erarbeitet hatten, auf das wir aufbauen konnten und somit zumindest schon Anlauf genommen hatten.
Da auch unser Kollegium im digitalen Bereich bunt gemischt aufgestellt ist, war schnell klar, dass sich neben gemeinsamen Fortbildungen auch jeder individuell auf den Weg machen muss. Als wir dann den Zugriff auf das fobizz Angebot hatten, konnte sich auch erstmal jeder frei dort umschauen und sich eigene Schwerpunkte setzen. Es kam dann immer wieder zum Austausch untereinander. So wurden einerseits Fortbildungen empfohlen und andererseits nützliche Tipps oder App-Empfehlungen direkt weitergegeben.
Markus Böggemann ist seit 2011 an der Johann-Walling-Schule. Er ist Klassenlehrer und unterrichtet hauptsächlich die Fächer Mathematik, Deutsch und Sachunterricht. Seit 2020 ist er Medienbeauftragter und damit unter Anderem zuständig für den First-Level-Support der digitalen Endgeräte, Abstimmungen mit dem Schulträger und die Verwaltung der Logineoplattform
Welche Themen waren dabei für Ihr Kollegium von besonderem Interesse?
Im Kollegium waren zwei Schwerpunkte zu erkennen. Ein großer Bereich war natürlich die Organisation und Durchführung des Distanzunterrichts. Welche Apps und Tools gibt es dafür? Wie funktionieren sie? Welche sind sinnvoll? Ein anderer Bereich war die Bedienung und der sinnvolle Einsatz der Ipads, die für uns und die Kinder angeschafft wurden. Viele von uns haben zu der Zeit das erste Mal ein Tablet bedient und so war der Bedarf an Fortbildung natürlich groß. Die fobizz Fortbildung dazu war wirklich sehr gewinnbringend.
“ Unsere große Stärke liegt in unserer engagierten Teamarbeit. Wir arbeiten sehr eng zusammen und treffen uns regelmäßig in verschiedenen Teams. Darüber hinaus sind wir offen für Neues und experimentierfreudig.“
Ihre Schule geht mit leuchtendem Beispiel voran! Was zeichnet ihre Schule besonders aus?
Unsere große Stärke liegt in unserer engagierten Teamarbeit. Wir arbeiten sehr eng zusammen und treffen uns regelmäßig in verschiedenen Teams. Darüber hinaus sind wir offen für Neues und experimentierfreudig. Durch unsere mittlerweile gute Ausstattung mit Endgeräten und digitalen Tafeln, sind wir beim Umsetzen neuer Ideen sehr flexibel. Schon vor der Pandemie haben wir uns auf den Weg gemacht und unser “Digi-Projekt” ins Leben gerufen. Hier wird eine dritte bzw. vierte Klasse in einem Halbjahr pro Woche für eine Stunde geteilt. Die eine Hälfte lernt den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet und sozialen Medien und die andere Hälfte lernt Ozobots zu programmieren. So werden im Laufe der Grundschulzeit viele Bereiche des Medienkompetenzrahmens abgedeckt.
Was sind Ihre Meilensteine hin zu einer Schule der Zukunft?
Wir haben in den letzten Jahren die Argumentation “Haben wir immer so gemacht” kritisch hinterfragt. So haben sich viele Stellen ergeben, die Raum für Weiterentwicklung, gerade auch im digitalen Bereich boten. Zusätzlich wurde unser Team durch einige neue Kolleginnen und Kollegen verstärkt, die ebenfalls neue Inputs mitgebracht haben. Dazu gehört aber auch die Offenheit der anderen Lehrerinnen und Lehrer, diese Ideen auch auszuprobieren. Diese Bereitschaft ist hier glücklicherweise immer vorhanden. Als dann die digitalen Endgeräte an der Schule ankamen, haben wir natürlich nochmal einen großen Schritt gemacht.
Die Auszeichnung der fobizz-Schule erhalten deutschlandweit Schulen, die sich durch ein besonders engagiertes Kollegium und eine Vielzahl von absolvierten Fortbildungen auszeichnen.
„Mit dem fobizz Angebot hatten wir die Möglichkeit, uns sehr gezielt, bedarfsorientiert und teilweise auch spontan fortzubilden.“
Welche Vorteile sehen Sie und Ihr Kollegium in der Nutzung eines digitalen Fort- und Weiterbildungsangebotes für Schulen?
Einen großen Vorteil sehen wir in der Flexibilität. Natürlich ist es auch schön sich gemeinsam bei einem Kaffee über ein Thema auszutauschen, allerdings ist dies ja auch immer mit weiteren Terminabsprachen und evtl. mit Fahrzeiten verbunden. Mit dem fobizz Angebot hatten wir die Möglichkeit, uns sehr gezielt, bedarfsorientiert und teilweise auch spontan fortzubilden. Durch die Option zu pausieren und später weiterzumachen, konnte man sich sehr flexibel über Inhalte informieren, oder diese zu Übungszwecken auch schnell wiederholen. Natürlich war auch hier die Pandemie ein Grund, dass “klassische” Fortbildungen nur eingeschränkt nutzbar waren.
Was möchten Sie gerne anderen Schulen mit auf den Weg geben, die sich im Rahmen ihrer Schulentwicklung auch auf den Weg machen?
Keine Angst, die Arbeit zahlt sich aus. Man muss am Ball bleiben und die neu erworbenen Fähigkeiten in kleinen Häppchen einsetzen. Hier und da mal eine neue App oder ein neues Material. Alles gleichzeitig geht nicht. Irgendwann wird man routinierter. In den seltensten Fällen kann man irgendwas “kaputt machen”. Außerdem sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IT des Schulträgers auch sehr nett.
„Keine Angst, die Arbeit zahlt sich aus. Man muss am Ball bleiben und die neu erworbenen Fähigkeiten in kleinen Häppchen einsetzen. Hier und da mal eine neue App oder ein neues Material.“
Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um Schulen und Lehrkräfte bestmöglich in der Fort- und Weiterbildung zu unterstützen?
Manche Prozesse scheinen mir etwas langsam abzulaufen. Außerdem sollten die Interessen und Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer stärker berücksichtigt werden. Neuerungen im System sollten früher kommuniziert und mit passenden Fortbildungen und Informationen begleitet werden, um das kalte Wasser, in das wir springen, etwas zu erwärmen. Wir brauchen mehr Lehrerstellen, um flexibler zu sein und unsere neuen Fähigkeiten auch dort einsetzen zu können, wo sie gebraucht werden: bei den Schülerinnen und Schülern.