Hakenkreuze auf Tischen, antisemitische Verschwörungstheorien und extremistisches Gedankengut gehören mittlerweile an manchen Schulen zur Tagesordnung – diese Tatsache hat die Landesschülervertretungen der ostdeutschen Bundesländer dazu bewegt, ein gemeinsames Positionspapier über den zunehmenden Rechtsextremismus an Schulen zu veröffentlichen.
Die Realität des Rechtsextremismus an Schulen
Das Positionspapier macht deutlich, dass verfassungsfeindliche Symbole wie beschmierte Tische und Klassenchats mit extremistischen Inhalten sowie offen gezeigte Hitlergrüße keine Randerscheinungen mehr sind, sondern besorgniserregend weit verbreitet. Wir haben mit Stefan Tarnow, Landesschülersprecher aus Brandenburg, gesprochen, der bestätigt: „Neben Symbolen auf Tischen und in WhatsApp-Gruppen stellen wir auch vermehrt Falschinformationen in Diskussionen fest, etwa zum Thema Migration.“
Historische Verantwortung und Prävention
In Deutschland haben wir eine besondere historische Verantwortung, die im Positionspapier betont wird – diese sollte auch für eine wirksame Prävention gegen Rechtsextremsismus genutzt werden. Durch die Einbeziehung konkreter geschichtlicher Beispiele sollen abstrakte gesellschaftliche Entwicklungen greifbarer gemacht werden, um ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen und wirksamen Schutz aufzubauen.
Forderungen an Schulen und Lehrkräfte
Die Landesschülervertretungen fordern eine fächerübergreifende Förderung einer demokratischen Streitkultur, einer fundierten politischen Urteils- und Meinungsbildung sowie eines wertschätzenden Miteinanders im Unterricht. Lehrkräfte sollen als Mentorinnen und Mentoren die Schülerinnen und Schüler bei der Informationsbeschaffung unterstützen. Es braucht ein Umfeld, in dem offen und quellenkritisch diskutiert werden kann. So wünscht sich Stefan Tarnow vor allem, dass wir viel mehr miteinander ins Gespräch kommen und insbesondere über gesellschaftliche Debatten diskutieren können.
Ausbau des Politik- und Sozialkundeunterrichts
Gefordert wird ein Ausbau des Politik- und Sozialkundeunterrichts, damit auch in der Sekundarstufe II entsprechende Fächer angeboten werden können. Zudem sollten Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte geschaffen werden, um den Umgang mit rechtem Gedankengut und Radikalisierung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. . Auch sollten Themen wie der Nationalsozialismus früher im Unterricht behandelt werden, insbesondere wenn entsprechende Vorfälle an Schulen bekannt werden.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
Neben der Weiterentwicklung des Unterrichts sehen die Landesschülerräte auch die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Lehrkräfte in der Pflicht. Dies betrifft zum einen die Medienkompetenz, um die Schüler*innen auch darin zu schulen, Fake News zu entlarven. Stefan Tarnow weist hier beispielsweise auf KI-generierte Bilder hin, die von Parteien wie der AfD genutzt werden – durch das Aufkommen von KI-Tools müssen Lehrkräfte auch verstärkt in den Bereichen Medienkompetenz geschult werden, um mit Schüler*innen gezielt über KI-generierte Fake-News sprechen zu können.
Einfluss digitaler Medien und Fake News
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Beeinflussung durch Fake News und Propaganda in sozialen Netzwerken, besonders bei jüngeren Schülerinnen und Schülern. Die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut an Schulen erfordert eine entschiedene Reaktion durch präventive Maßnahmen und eine gestärkte Bildungsarbeit, um demokratische Werte zu fördern und extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken.