Stark durch die Schule – Resilienzförderung für Schüler*innen
In diesem Interview erklären dir Stephanie Apresjan und Lena Sielemann, Psychologinnen und derzeit in der Arbeitseinheit “Pädagogische Psychologie” an der Universität Bielefeld beschäftigt, wie du Resilienz bei deinen Schülern und Schülerinnen fördern kannst.
“Resilienz bedeutet nicht, negative Emotionen zu vermeiden oder Misserfolge zu verhindern.”
In eurer neuen Online-Fortbildung geht es um Resilienzförderungen für Schüler*innen. Warum ist das Thema so wichtig?
Stephanie Apresjan & Lena Sielemann: Schule ist eine alltägliche Herausforderung, der sich alle Kinder gleichermaßen stellen müssen. Hinzu kommen alle anderen Ereignisse, die Kinder mehr oder weniger stark beanspruchen können. Um sich diesen Belastungen stark entgegenstellen zu können, brauchen Kinder Resilienz. Resilienz bedeutet dabei nicht, negative Emotionen zu vermeiden oder Misserfolge zu verhindern. Es geht vielmehr darum, einen guten Umgang mit diesen herausfordernden Aspekten des Lebens zu finden und sie ohne seelischen Schaden zu bewältigen.
Zusätzlich erreicht Resilienzförderung in der Schule ALLE Kinder, unabhängig vom Engagement des Elternhauses.
Könnt ihr kurz erklären, was Resilienz eigentlich genau bedeutet?
Stephanie Apresjan & Lena Sielemann: Resilienz kann übersetzt werden mit seelischer Widerstandsfähigkeit und kann als Immunsystem der Seele verstanden werden. Es ist keine angeborene Eigenschaft, d. h. man kommt nicht resilient auf die Welt. Sondern entwickelt Resilienz im Laufe des Lebens und zwar in Abhängigkeit von den Lebensereignissen, denen ein Mensch ausgesetzt ist. Also kannst du Resilienz trainieren. Das bedeutet, man kann aktiv daran arbeiten, sich in guten Zeiten wohlzufühlen und herausfordernde Zeiten ohne seelischen Schaden zu überstehen.
Resilienz kann als schützender Schirm verstanden werden, der in verschiedenen Situationen Bedrohungen abwehrt. Dieser Schirm besteht aus verschiedenen Schutzfaktoren. In unserer Fortbildung lernst du an praktischen Beispielen, welche das sind.
Stephanie Apresjan und Lena Sielemann sind beide Psychologinnen (M. Sc.) und arbeiten derzeit in der Arbeitseinheit “Pädagogische Psychologie” an der Universität Bielefeld. Stephanie und Lena sind auch freiberuflich als Team unterwegs. Als Autorinnen und Dozentinnen geben sie ihr Wissen in Form von (Fach-)Publikationen und Workshops sowie Fortbildungen weiter. Typische Themenfelder, mit denen sie sich schwerpunktmäßig beschäftigen, sind z.B.: Resilienz (von Erwachsenen und Heranwachsenden), kognitive Entwicklung, Lern- und Leistungsstörungen, Hochbegabung, (schulische) Motivation, häuslicher Anregungsgehalt, Inklusion.
Und welche Rolle spielt Resilienz im Unterricht, zum Beispiel mit Blick auf das Klassenklima?
Stephanie Apresjan & Lena Sielemann: Es ist unumstritten, dass ein gutes Klassenklima wichtig für die Lernatmosphäre ist. Und gleichzeitig stellt es auch eine wichtigen Grundlage für Resilienzförderung dar.
Resilienzförderung im Unterricht bedeutet nicht ausschließlich konkrete Übungen zur Förderung einzelner Schutzfaktoren durchzuführen. Resilienz kann auch ganz nebenbei gefördert werden, indem du z.B. darauf achtest, WIE du mit deinen Schüler*innen alltäglich umgehst, also wie du mit ihnen sprichst und ihnen gegenüber eingestellt bist.
“Behalte dich und deine seelische Widerstandsfähigkeit im Blick.”
Für welche Klassenstufen ist eure Online-Fortbildung gedacht? Ist das Thema bereits in der Grundschule relevant?
Stephanie Apresjan & Lena Sielemann: Resilienzförderung ist ein Thema, das für alle Altersstufen gleichermaßen relevant ist. Je früher Resilienz trainiert wird, umso besser. Gleichzeitig ist es nie zu spät, mit dem Resilienztraining anzufangen. Insofern lassen sich alle vorgestellten Ansätze und Übungen für die jeweiligen Altersbereiche adaptieren.
Welchen Tipp würdet ihr Lehrer*innen geben, die jetzt mit Resilienzförderung im Unterricht starten möchten?
Stephanie Apresjan & Lena Sielemann: Zunächst einmal: Super, dass du dich dafür entschieden hast, in deinen ohnehin schon vollen Lehrplan Resilienzförderung mit aufzunehmen. Es wird einen Unterschied für deine Schüler*innen machen. Aber gleichzeitig solltest du auch dich und deine eigene seelische Widerstandsfähigkeit im Blick behalten, denn du bist ein wichtiges Vorbild für deine Schüler*innen.
Hinter jedem Verhalten steckt ein Grund. Bedingungslose Anerkennung eines jeden Individuums (auch außerhalb der Schule) kann der erste wichtige Schritt zur Förderung von Resilienz (auch der eigenen) sein.
Online-Fortbildung:
Stark durch die Schule – Resilienzförderung für Schüler*innen
Wie du Resilienzförderung nachhaltig in deinen Unterrichtsalltag integrieren kannst, erklären wir dir in dieser Fortbildung wissenschaftlich fundiert und anhand von konkreten Übungen.