Serious Games im Unterricht
In diesem Interview erklärt dir Kunsthistorikerin und Filmwissenschaftlerin Cynthia Weißflog, was ein gutes Serious Game ausmacht und wie du es im Unterricht mit deinen Schüler*innen sinnvoll einsetzen kannst.
„Serious Games können Schüler*innen helfen, ihre Fähigkeiten & Kenntnisse nicht nur auf effektive, sondern auch unterhaltsamere Weise zu erwerben.“
In deiner Online-Fortbildung bei fobizz geht es darum, wie man als Lehrkraft Serious Games im Unterricht einsetzen kann. Was sind überhaupt Serious Games?
Cynthia Weißflog: Serious Games sind digitale Spiele mit ernsthaftem (Lern-)Ziel. Im Gegensatz zu klassischen Lernspielen, entsprechen sie eher den Games, die unsere Schüler*innen in ihrer Freizeit spielen. Außerdem ist ihr Zweck oftmals breiter gefasst und stellt komplexere Anforderungen an die Interaktivität und das Denken.
Deshalb reichen sie von Simulationen realer Situationen bis hin zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen und lassen sich deshalb z.B. ebenso in Medizin und Profisport wiederfinden. Serious Games sind aber auch, was du daraus machst, indem du es in einen entsprechenden Lernkontext einbettest.
Spiele & Unterricht. Warum passt das deiner Meinung nach so gut zusammen?
Cynthia Weißflog: Dafür gibt es tatsächlich mehrere Gründe, ein essenzieller ist jedoch, dass Spiele grundsätzlich eine sichere, interaktive Lernumgebung bieten, in der nichts kaputt gemacht und viel ausprobiert werden kann. Serious Games sind darüber hinaus motivierend, berücksichtigen verschiedene Lernstile und können Gelerntes vertiefen, indem Schüler*innen ihr Wissen direkt praktisch anwenden. Fehler und Wiederholungen werden dabei ein gern gesehener Teil des Lernprozesses, der spielerisch und selbstwirksam erforscht werden kann. So können sie Schüler*innen helfen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse nicht nur auf effektive, sondern auch unterhaltsamere Weise zu erwerben.
Cynthia Weißflog ist studierte Kunsthistorikerin und Filmwissenschaftlerin. Nach dem Studium war sie für mehrere Jahre als freiberufliche Kultur- & Medienvermittlerin unterwegs. Es folgten lehrreiche Jahre im Computerspielejournalismus und die anschließende Rückkehr in den Bereich der digitalen Bildung. Ihr Herz schlägt für lebenslanges Lernen, Innovation und Kreativität durch digitale Medien sowie die vielseitige Kultur des Gamings.
„Menschen werden zeitlebens spielen und zeitlebens lernen. Serious Games bringen hierfür das Beste aus beiden Welten zusammen.“
Was sind aus deiner Perspektive die wichtigsten Kriterien für ein gutes Serious Game?
Cynthia Weißflog: Eine gute Frage! Denn gewisse Kriterien sind entscheidend, um ein Serious Game überhaupt erfolgreich in den Unterricht integrieren zu können. Dafür sollte das Spiel zu aller erst klare Ziele und Lerninhalte enthalten, die mit Curricula und Lehrplänen übereinstimmen. Es sollte einfach zu verstehen und zu steuern sein, um die Schüler nicht zu überfordern und ihre Motivation zu mindern.
Hierzu kann auch ein ansprechendes Design beitragen. Nicht weniger wichtig ist das Feedback, dass das Spiel geben sollte, damit gelernte Fähigkeiten und Kenntnisse direkt geprüft werden und verbessert werden können. Dafür ist auch wichtig darauf zu achten, dass die Herausforderungen dem Leistungsniveau der Schüler entsprechen und der Lernfortschritt unterstützt und gefördert wird.
Wie könnte der Einsatz im Unterricht konkret aussehen? Kannst du ein beispielhaftes Serious Game kurz vorstellen?
Cynthia Weißflog: Na klar! Ein tolles Beispiel ist Fake it to Make it. Dieses kostenlose Serious Games simuliert eine Spielumgebung, in der die Spielenden sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von Fake-News beschäftigen. Hierbei schlüpfen sie in die Rolle derer, die reißerische oder gar falsche Nachrichten verbreiten, um viele Klicks zu generieren und Geld zu verdienen.
Beschäftigt man sich in Gesellschaftskunde, Politik oder Ethik ohnehin mit Medienkompetenz, Fake-News oder auch Moral, kann das Spiel eine anschauliche Möglichkeit bieten, sich diesen Themen auf nachvollziehbare Weise zu nähern und das Wissen zu verankern. Es kann in 30 Minuten durchgespielt sein, wodurch genügend Zeit bleibt, die Erfahrungen im Spiel noch einmal miteinander zu reflektieren und ein Fazit zu ziehen.
Und zum Abschluss: Was würdest du einer Lehrkraft mitgeben, die zum ersten Mal Serious Games im Unterricht ausprobieren möchte?
Cynthia Weißflog: Einfach auf ein Serious Game einlassen, es spielen und erforschen. Die Begeisterung und der Wunsch, das Ganze im Unterricht umzusetzen, kommt von ganz alleine! Wir Menschen werden zeitlebens spielen und zeitlebens lernen. Neue Medien wie Serious Games bringen hierfür das Beste aus beiden Welten zusammen und müssen nur noch in Anspruch genommen werden.
Um bei unseren Schüler*innen damit zu beginnen, muss man nicht direkt ganze Unterrichtsstunden füllen. Man kann auch klein anfangen, indem man Serious Games beispielsweise als Unterrichtseinstieg verwendet. Hierfür bedarf es kaum näherer Erklärungen für die Schüler*innen oder umfangreiche Konzepte.
Online-Fortbildung:
Serious Games im Unterricht
In dieser Fortbildung lernst du, was Serious Games ausmacht und wie du sie im Unterricht einsetzten kannst.