Mit Adobe Fresco digital visualisieren auf dem Tablet
Was bei der Erstellung eigener Unterrichtsmaterialien zählt und wie du leicht ins digitale Zeichnen eintauchen kannst, verrät Jutta Korth im Interview.
Was bei der Erstellung eigener Unterrichtsmaterialien zählt und wie du leicht ins digitale Zeichnen eintauchen kannst, verrät Jutta Korth im Interview.
Jutta Korth: Informationen und Inhalte für die Lernenden anschaulich visualisieren zu können, gehört zu den Kernkompetenzen einer jeden Lehrkraft. Es ist allerdings nicht immer ganz einfach, passende Abbildungen zu finden, die man noch dazu rechtssicher nutzen kann. Deshalb ist es hilfreich, wenn man selber visualisieren kann. Das funktioniert natürlich grundsätzlich auch mit Papier und Stift.
Aber das digitale Zeichnen hat den großen Vorteil, dass man die entstandenen Symbole und Abbildungen immer wieder nutzen und in verschiedene Anwendungen einfügen kann. Außerdem bieten Zeichen-Apps viele Bearbeitungsmöglichkeiten. Man kann ein Symbol z.B. ganz einfach und schnell vergrößern, verkleinern, duplizieren, kolorieren usw., was mit Papier und Stift nicht möglich wäre bzw. Stunden dauern würde.
„Das digitale Zeichnen hat den großen Vorteil, dass man die entstandenen Symbole und Abbildungen immer wieder nutzen und in verschiedene Anwendungen einfügen kann.“
Jutta Korth: Ich unterrichte vorwiegend Jugendliche mit besonderem Förderbedarf, die viel Unterstützung beim Lernen benötigen und habe schon immer gerne im oder für den Unterricht gezeichnet. Vor einigen Jahren habe ich dann Sketchnotes für mich entdeckt. Das ist eine Notizen-Technik, die mit ganz einfachen, von Hand gezeichneten Symbolen arbeitet und ich setze diese Zeichentechnik seitdem mit wachsender Begeisterung im Unterricht ein.
2019 habe ich das erste Mal an einem Sketchnote-Barcamp teilgenommen und erlebt, was man für tolle Sachen mit einem Tablet und einem Stift machen kann. Eine Woche später war ich dann selber stolze Besitzerin eines iPads, habe angefangen, digital zu zeichnen und habe seitdem nicht mehr damit aufgehört.
Jutta Korth: Ein Bild, das man als digitale Bilddatei zur Verfügung hat, ist flexibel einsetzbar. Als Lehrkraft kann man digitale Bilddateien in Arbeitsblätter oder andere Unterrichtsmaterialien, wie z.B. Lernkarten, einfügen. Außerdem kann man damit Präsentationen visuell gestalten. Man kann die Bilder für digitale Lernsnacks nutzen, man kann sie in digitale Kurse einbauen, man kann die Bilder für Erklärvideos nutzen, man kann eine Übersicht für den Elternabend erstellen und vieles mehr.
Dabei geht es übrigens nicht nur um “Verschönerung”, sondern vor allem darum, durch die Verknüpfung von Wort und Bild das Verständnis zu erleichtern und die Gedächtnisleistung zu verbessern. Es ist nämlich wissenschaftlich nachgewiesen, dass man sich Begriffe besser merken kann, wenn sie nicht nur auditiv, sondern auch visuell dargeboten werden (Dual-Coding-Theory). Das ist nicht nur für schwächere Lernende oder Lernende mit besonderen Einschränkungen hilfreich, sondern kommt letztendlich allen Lernenden zugute.
Jutta Korth: Die ersten digitalen Zeichenversuche enden gerne mal mit einem Frust-Erlebnis, denn das Display eines Tablets ist extrem glatt und die Stiftspitze ist hart. Wenn man dann keine ruhige Hand hat und auch sonst wenig Erfahrung im Zeichnen, ist es schwierig, gerade und ansehnliche Linien hinzubekommen. Dann bloß nicht gleich aufgeben – das wird mit der Zeit besser! Meistens liegt es daran, dass man den Stift sehr zögerlich und vorsichtig aufsetzt. Wenn man dagegen mit mehr “Mut” an die Sache herangeht, d.h. die Linien mit etwas mehr Druck und Geschwindigkeit zieht, gelingen sie meistens besser. Auch eine spezielle Folie auf dem Display hilft, das Rutschen des Stiftes zu reduzieren.
Außerdem wissen viele Anfängerinnen und Anfänger gar nicht so genau, WAS sie zeichnen sollen bzw. WIE sie etwas zeichnen können. Dann darf man ruhig mal “abgucken”, d.h. sich von anderen Bildern inspirieren lassen. Vorlagen gibt es in Hülle und Fülle – entweder im Internet oder in entsprechenden Büchern, wie z.B. in meinem Buch “Lebendig visualisieren in der Schule”.
Jutta Korth: Viele Lehrkräfte trauen sich an das Thema Zeichnen und Visualisieren gar nicht erst heran, weil sie sich selbst für “künstlerisch talentfrei” halten oder von sich behaupten, dass sie “wirklich gar nicht zeichnen können”. Beim Thema Visualisierung geht es aber gar nicht um Kunst, sondern darum, eine Idee mithilfe einfacher Symbole zu veranschaulichen. Oder wie Mike Rohde, der Begründer der Sketchnote-Bewegung, sagen würde: “It’s not about art, it’s about ideas.”
Und mit Tablet, Stift und einer Zeichen-App, wie z.B. Adobe Fresco, ist es selbst für Anfängerinnen und Anfänger einfach, ansehnliche Ergebnisse zu erzielen. Denn eine Zeichen-App bietet viele Bearbeitungs- und Korrekturmöglichkeiten und man kann sogar von einer Vorlage abpausen.
Daher: Einfach mal ausprobieren!