Seit dem Launch von ChatGPT hat das Sprachmodell von OpenAI so ziemlich jede Branche auf den Kopf gestellt – so auch Schulen und sämtliche Bildungseinrichtungen. Wie sollte man das Thema mit Schüler*innen besprechen? Wie können Lehrkräfte und Eltern herausfinden, ob bei Texten die KI am Werk war? Wie kann Schummeln mit ChatGPT verhindert werden?
Lehrer Bob Blume hat es in seinem kürzlich erschienenen Reel auf den Punkt gebracht: Die Produktorientierung ist seit ChatGPT vorbei. Schulen und Lehrkräfte müssen davon ausgehen, dass bei jeder Hausaufgabe und jedem Text, der von Schüler*innen angefertigt wird, ChatGPT mitgewirkt hat. Doch wie kann man als Lehrkraft oder Elternteil erkennen, ob die KI-Co-Produktion nun als Endergebnis abgegeben wurde? Und ist es wirklich notwendig, das zu wissen, wenn wir mit der Einführung von ChatGPT über ganz andere Prüfungsformate nachdenken müssen?
Oft kommt die Frage auf, wie Schüler*innen überhaupt Zugang zu KI-Tools wie ChatGPT haben, wenn die Registrierung erst ab 18 Jahren gestattet ist. Neben der Möglichkeit, sich selbst etwas älter zu machen, gibt es auch noch andere Zugänge zu der KI-Anwendung von Open AI. Die App Snapchat hat seit einigen Monaten einen Zugang zu ChatGPT zur Verfügung gestellt. Jede*r Snapchater*in hat nun als ersten Kontakt “My AI” vorgegeben und kann in einem ganz normalen Chat auf ChatGPT zugreifen, Fragen stellen, sich bei den Hausaufgaben helfen lassen oder auch Bilder verschicken. So haben auch Schüler*innen unter 18 Jahren Zugriff auf KI-Tools wie ChatGPT und können diese auf vielfältige Weise nutzen.
Viele Lehrer*innen fragen sich nun zu Recht: Wie kann ich als Lehrkraft technisch überprüfen, ob meine Schüler*innen die Hausaufgaben selbst gemacht haben oder ChatGPT am Werk war?
Die kurze Antwort: Gar nicht.
Die lange Antwort: Sie kennen Ihre Schüler*innen am besten und werden schnell bemerken, wenn die Qualität der Hausaufgaben plötzlich sprunghaft ansteigt oder wenn die Inhalte in mündlichen Nachfragen nicht ausreichend wiedergegeben werden können. Auch Eltern werden dies bemerken, wenn sie sich die Hausaufgaben ihrer Kinder anschauen.
Viele Lehrkräfte und auch Eltern wünschen sich jedoch Tools und technische Hilfsmittel, bei denen man einen Text eingibt und als Ergebnis erhält, ob der Text nun von den Schüler*innen geschrieben wurde oder eben direkt aus ChatGPT stammt.
Diese Tools gibt es, allerdings kann kein Tool mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob ein Text KI-generiert ist oder nicht. So weist auch der Anbieter OpenAI selbst in einer Handreichung für Lehrkräfte darauf hin, dass der Einsatz von KI-Detektoren nicht zielführend ist – da ChatGPT letztlich kein Wissen darüber hat, ob ein Text KI-generiert ist oder nicht. Zum anderen ist ein Verbot von ChatGPT mit technischer Überprüfung durch einen KI-Detektor auch langfristig nicht zielführend – denn Schüler*innen haben Zugang zu diesen Tools und Schulen und Elternhäuser können ChatGPT schlicht nicht aussitzen.
Doch wie können Lehrkräfte oder auch Eltern nun herausfinden, ob Schüler*innen von der KI Gebrauch machen? Die einfachste Antwort: Technische Hilfsmittel wie ChatGPT in ausgewählten Unterrichtsphasen und bei bestimmten Arbeiten zulassen und gemeinsam mit den Schüler*innen Regeln für die Anwendung aufstellen. Denn ChatGPT ist ein technisches Hilfsmittel – ähnlich wie ein Taschenrechner.
Bevor Schüler*innen mit einem Taschenrechner arbeiten dürfen, werden Zahlen und Grundrechenarten gelernt, das Grundverständnis von mathematischen Zusammenhängen verstanden und geklärt, wie ein Taschenrechner überhaupt funktioniert. Wenn dann ab einer bestimmten Jahrgangsstufe ein Taschenrechner verwendet werden darf, werden auch die Aufgabenstellungen dementsprechend angepasst.
Ähnlich funktioniert es mit ChatGPT – bevor das Tool verwendet wird, benötigen die Schüler*innen eine entsprechende Einführung und Erklärung, ein Grundverständnis, wie das Tool funktioniert und wie der Text, der ausgegeben wird, entstanden ist.
Wenn dies transparent thematisiert und durchgenommen wird und für die Schüler*innen klar ist, wann und unter welchen Bedingungen KI-Tools eingesetzt werden sollen und wie der Einsatz gekennzeichnet wird, stellt sich für Lehrkräfte und Eltern auch nicht mehr die Frage, wie ein KI-generierter Text von einem selbst erstellten Text zu unterscheiden ist. Sie können leicht erkennen, ob ChatGPT verwendet wurde – da ChatGPT als Quelle angegeben wird.
Natürlich können KI-Tools auch in KI-freien Arbeitsphasen eingesetzt werden, aber durch einen transparenten Umgang und klare Regelungen, wie die Arbeit mit KI-Tools gekennzeichnet wird, minimieren Sie die “KI-Schummelei”, vor der sich viele Eltern und Lehrkräfte fürchten. Probieren Sie KI-Tools gemeinsam aus, legen Sie Regeln fest und gehen Sie vor allem in den Dialog mit den Schüler*innen – so lernen Ihre Schüler*innen einen reflektierten Umgang mit KI-Tools und Sie benötigen schlichtweg keine KI-Detektoren, die ihren Zweck ohnehin nicht erfüllen.
Im November ist ChatGPT seit einem Jahr verfügbar und ist auch längst in den Klassen- und Kinderzimmern angekommen – sei es über Snapchat, Roblox, andere Schnittstellen oder wenn einfach ein Account bei OpenAI angelegt wird. Dies bedeutet auch, dass Schulen und Elternhäuser an Künstlicher Intelligenz nicht vorbei kommen – das Thema Künstliche Intelligenz muss aufgegriffen, behandelt und auch der kritische und zugleich reflektierte Umgang mit KI-Tools diskutiert werden.
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