Fünf Schritte, um Tablets in der Schule einzusetzen
Du möchtest Tablets in der Schule einsetzen und hast noch Bedenken? Die Grundschullehrerin und Dozentin Verena Knoblauch nutzt selbst seit Jahren Tablets in ihrem Unterricht. Für fobizz hat sie aufgeschrieben, welche fünf Schritte Lehrkräften helfen, die noch Berührungsängste haben.
Liebe Verena, du setzt Tablets bereits seit mehreren Jahre in deinem Unterricht ein. Was sind deine Erfahrungen?
Auch wenn ich eher durch Zufall dazu kam, Tablets im Unterricht einzusetzen, bin ich mittlerweile überzeugt davon, …
- dass der Einsatz von digitalen Medien wichtig ist für einen zeitgemäßen Unterricht, der die Kinder dazu befähigen soll, sich in einer durch Digitalität geprägten Gesellschaft zurechtzufinden und aktiv und selbstbestimmt daran teilzuhaben.
- dass man die Chance ergreifen und Unterricht neu denken sollte, um das Potential digitaler Medien voll auszuschöpfen.
- dass digitale und analoge Methoden und Medien sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich ergänzen.
- dass auch Grundschüler schon sinnvoll, produktiv und kreativ mit digitalen Medien im Unterricht umgehen können.
Dabei steht für mich nicht die Technik im Vordergrund, sondern die neuen Möglichkeiten, die die Geräte eröffnen.
„Für mich steht nicht die Technik im Vordergrund, sondern die neuen Möglichkeiten, die die Geräte eröffnen.“
Was rätst du Lehrkräften, die noch Berührungsängste mit digitalen Medien haben?
Bevor Tablets im Unterricht eingesetzt werden, empfehle ich folgende Schritte:
1. Austausch suchen
Schau über den Tellerrand und suche Austausch mit KollegInnen, die schon Tablets im Unterricht einsetzen. So lernst du neue Ideen und Möglichkeiten kennen. Dabei lohnt sich der Blick über den Tellerrand: Auch Ideen aus anderen Schularten oder Bundesländern sind wertvoll und öffnen den Blick. Die Plattform Twitter bietet zum Beispiel unter dem Hashtag #Twitterlehrerzimmer solch einen Austausch.
2. Ausprobieren
Bevor die SchülerInnen mit den Tablets arbeiten, sollten sich die LehrerInnen mit den Geräten vertraut machen. Nimm ein Gerät mit nach Hause, probier die Bedienung in Ruhe aus und teste, was möglich ist. Nur dann, wenn sie sich sicher im Umgang fühlen, werden die KollegInnen sich auch trauen, die Geräte im Unterricht einzusetzen und die SchülerInnen damit arbeiten zu lassen.
Verena Knoblauch ist Lehrerin und Medienpädagogin an der Friedrich-Staedtler-Grundschule in Nürnberg. Dort plante und etablierte sie erfolgreich zwei Tabletklassen. Seit Jahren erprobt sie Unterrichtsideen mit digitalen Medien und ist mittlerweile auch als Medienberaterin tätig. Lehrkräften, die noch Berührungsängste mit Tablets in der Schule haben, gibt Verena Knoblauch in ihrer Fortbildung Digitale Medien in der Grundschule und Ideen und digitale Tools für kreativen Präsenz- und Fernunterricht Tipps und teilt ihre praktische Erfahrung aus ihrem Alltag als Lehrerin.
3. Ziel vor Auge haben
Entwickelt im Kollegium ein Konzept. Und damit meine ich nicht ein totes Stück Papier, das geschrieben werden musste, um Geld für die Geräte zu bekommen. Ich meine damit eine Vorstellung oder eine Vision davon, wie Unterricht aussehen und wie das Lernen gestaltet sein soll.
4. App-Auswahl
Tappe nicht in die verlockende Falle, auf den Geräten der SchülerInnen zig Apps zu installieren. Eine Beschränkung auf eine Handvoll Apps, die flexibel eingesetzt werden können, ist wirklich sinnvoll. Eine der Apps, die ich sehr häufig nutze, ist zum Beispiel Book Creator. Mit dieser App können E-Books mit multimedialen Inhalten wie Fotos, Videos und Audioaufnahmen angefertigt werden. Damit erstellen die SchülerInnen in meinem Unterricht zum Beispiel individuelle Portfolios, digitale Präsentationen oder gestalten Geschichten.
5. Eltern-Information
Auch eine rechtzeitige und ausführliche Information der Eltern ist sehr wichtig. Informiere die Eltern also über Gründe und Ziele des Einsatzes. Zeig Beispiele, falls es die schon gibt und lass die Eltern ruhig selbst ausprobieren.
„Es geht für mich nicht darum, alles, was bislang analog gemacht wurde, nun auf Teufel komm raus zu digitalisieren.“
Welche Ideen und digitalen Tools nutzt du in deinem Unterricht? Was für Projekte setzt du mit deinen Schüler*innen um?
Es geht für mich nicht darum, alles, was bislang analog gemacht wurde, nun auf Teufel komm raus zu digitalisieren. Nur weil ich die Geräte habe, muss ich sie nicht für alles nutzen. Das heißt, dass sie auch einfach mal für einige Zeit im Koffer bleiben, während wir sie zu anderen Zeitpunkten sehr intensiv nutzen.
Mit digitalen Medien können die Kinder Sprache und Bilder festhalten. Etwas, was vorher (zumindest so einfach) nicht möglich war. Alleine dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten im Unterricht.
Im Fach Englisch gestalten die Kinder zum Beispiel für jedes Thema, das im Unterricht behandelt wurde, eine Seite in der App Book Creator.. Sie fügten für jedes neue Wort ein Bild ein. Zu jedem Bild schreiben sie das englische Wort und sprechen es zusätzlich ein. So können die Kinder ihre Aussprache (eventuell zum ersten Mal) selbst anhören und gegebenenfalls korrigieren. Im Laufe des Schuljahres entsteht auf diese Weise ein persönliches Wörterbuch, in dem die Kinder die bereits erlernten Wörter nachschlagen und die Aussprache anhören konnten.
Mit Hilfe digitaler Medien können die SchülerInnen auch ihre Gedanken und Ideen auf ganz neu Art ausdrücken: Sie filmen Reportagen vor dem Green Screen, vertonen Gedichte, präsentieren recherchierte Informationen auf unterschiedliche Art oder verfassen Fake News.
Online-Fortbildung:
Digitale Medien in der Grundschule
Immer wieder begegnen Lehrkräfte und Eltern Argumenten, warum digitale Medien wie Tablets angeblich nicht für Kinder in der Grundschule geeignet sind. In dieser Fortbildung werden die gängigsten Gegenargumente aufgegriffen und gezeigt, dass sich analoge und digitale Unterrichtsmethoden sehr wohl sinnvoll ergänzen können.
Online-Fortbildung:
iPads im Unterricht – erste Schritte
Es gibt viele Möglichkeiten iPads in den Unterricht zu integrieren. In dieser Fortbildung lernst du erste Schritte und wichtige Grundfunktionen des iPads kennen. Dazu gehören Apps, Tools, Unterrichtsbeispiele und Anwendungsszenarien, die du umsetzen kannst, ohne Profi zu sein.